Von Rhythm und Blues über Funk bis zu Bushido

Kleiner Crashkurs in HipHop Geschichte von James Brown zu DJ Kool Herc über RunDMC zu Drake und Bushido 


Heute ist HipHop Mainstream und aus unserer Popkultur nicht mehr wegzudenken. Doch wie kam es eigentlich dazu und was genau ist HipHop? HipHop ist viel mehr als “nur” Rap.  Für DJ Kool Herc gibt HipHop jungen Menschen einen Weg, um ihre Welt zu verstehen und mit ihr umzugehen, egal von wo sie kommen. Betrachtet man die vielschichtige Geschichte von HipHop genauer, wird schnell klar, dass da viel mehr dahinter steckt als das fetteste Auto und die geilste Knarre.

Die musikalischen Wurzeln von HipHop

In den 60ern kam es in Amerika zu einer Soulbewegung, die stark mit der Bürgerrechtsbewegung für Gleichberechtigung verknüpft war. Soul hat sich seit Ende der 50er aus einem Mix aus R&B und Gospel entwickelt. Der wichtigste Unterschied zwischen R&B und Soul ist eigentlich das Ziel der Musiker. Während R&B zur Unterhaltung gespielt wurde, legte es die Soulmusik auf Gefühle aus. Man sang mit Leib und Seele und gab sich ganz der Musik hin. Ein weiteres Merkmal des Souls ist das Call und Response Motiv in der Musik, das ursprünglich vom Gospel kommt. Soulmusik war Mitte der 60er Jahre sehr präsent in den Charts und wurde auch mit Begeisterung vom weißen Teil der Bevölkerung gehört. Gleichzeitig repräsentierte Soulmusik ein “schwarzes Selbstbewusstsein” und vermittelte Solidarität unter den sogenannten Soulbrothers und Sisters. Ende der 60er und insbesondere durch die Ermordung Martin Luther Kings verebbte die Soul-Ära.

Aus Soul, Rhythm & Blues und Jazz entwickelte sich dann Ende der 60er Funk. Hierbei steht anstelle der Melodie der Rhythmus im Vordergrund. Funk eignet sich somit ideal zum Tanzen. James Brown war mit Sly & The Family Stone einer der ersten, der in Liedern wie Papas Got a brand new Bag den Bass mit der sogenannten Slaptechnik spielte und Funkmusik populär machte. Anfang der 70er entstanden in amerikanischen Großstädten unzählige Clubs, die zunächst hauptsächlich von Schwulen besucht wurden. In einer Diskothek kommt es natürlich hauptsächlich darauf an, dass die Masse nicht aufhört, zu tanzen. Zunächst werden hauptsächlich tanzbare Funk und Soul Platten (Phillysound) aber auch Rockplatten gespielt (schneller Rhythmus). DJs fingen an, mehrere Songs miteinander zu vermischen und es entstanden die ersten Maxisingles und Discomix. Es entwickelten sich neue DJ-Techniken und die Rolle des DJs gewann an Bedeutung. Jedoch bekam das Genre erst ab Mitte der 70er seine eigene Bezeichnung (Disco) unrückte in den Mainstream. 

Auf nach Jamaika

Um die Entstehung von HipHop von allen Seiten zu beleuchten, müssen wir uns jetzt aber nochmal in ein anderes Land begeben, und zwar nach Jamaika. Dort kam in den 50ern der Rhythm&Blues aus Amerika an und wurde sehr populär. Da nicht jeder an die Platten kam, bauten Sound System Operators ihre Sound Systems (man kann sich das wie eine mobile Diskothek vorstellen) auf und spielten der Bevölkerung die neusten Platten aus Amerika vor. Anfang der 60er entstand durch das Mischen und Herumexperimentieren von R&B, Jazz und jamaikanischem Mento, Ska. Das Wichtigste beim Ska ist der dauerpräsente Rhythmus und vor allem die Betonung auf den Offbeat. (Im Vergleich zu dem sich aus Ska später entwickelnden Rocksteady und Reggea ist der Rhythmus des Ska dementsprechend schneller und „hüpfender“.)

Mit der Zeit fingen die Soundsystem Operators an, ihre Plattenansagen durch rhythmischen Sprechgesang und Kommentare zu ersetzen. Es entstand das Toasting, das dazu diente, mit dem Publikum und auch dem Gesang der Platte (falls welcher vorhanden war) zu kommunizieren. Toasting wird heutzutage als eine Urform des Raps gesehen.

 Wie alles begann…

Jetzt aber wieder zurück nach Amerika, genauer gesagt in die South Bronx in New York. In den 70ern war das Leben in der Bronx von  Arbeitslosigkeit, Armut, Ganggewalt und Kriminalität geprägt.

Grandmaster Flash aus der Serie The Get Down

Aber trotzdem entstand genau hier in diesen schwierigen Verhältnissen eine neue Jugendkultur: der Hiphop. Zu HipHop gehört übrigens nicht nur die Musik, also Rap, sondern auch Graffiti und Breakdance. Ab Anfang der 70er fanden in den Ghettos sogenannte Block Partys in Abrisshäusern statt, bei denen DJs Funk und Discoplatten sampelten und mixten und auf diese Weise neue Beats und vor allem Breakbeats kreierten. Dabei heizten die Mcs (Master of the ceremony) das Publikum über Ansagen und Sprüche an. Auf die Breaks, also den perkussionlastigen Instrumentalteilen eines Songs (kurz, wo viel Beat, aber kein Gesang ist), ließ es sich besonders gut tanzen und die Menge wartete oft auf diesen kleinen Moment im Song. Um diese ein paar Takte zu verlängern, fingen zunächst der aus Jamaika kommende DJ Kool Herc und dann auch die anderen HipHop DJs an, auf 2 Plattenspielern gleichzeitig dieselbe Platte abzuspielen, um so einen Loop zu erzeugen.

Mit der Zeit wurde die Rolle der MCs immer wichtiger und sie fingen an, vom jamaikanischem Toasting inspiriert, rhythmisch über die Breakbeats Texte und Reime zu sprechen. Im Laufe der 70er entwickelten sich die DJ-Techniken dann hauptsächlich durch DJ Grandmaster Flash (Punch-Phrasing, Break Spinning) erheblich weiter. Im Vergleich zu Kool Herc perfektionierte Grandmaster Flash seine Technik so, dass er nahtlose Übergänge zwischen den Liedern schaffte, die auf den Beat genau waren.

Ein weiterer wichtiger Begründer des HipHops ist Afrika Bambaata, der durch seine genreübergreifende Plattenkollektion auch Master of Records genannt wurde. Afrika Bambaata gründete Ende der 70er die Zulunation und bot Jugendlichen somit eine Alternative zu gewalttätigen Gangs. Für die Jugend war HipHop und Musik oft der einzige Weg aus der Gewalt und ihren Lebensumständen. Statt Straßenkämpfen battlete man sich jetzt bei Partys sowohl verbal als auch beim Breakdance. Es entstanden zahlreiche Crews, die bekanntesten aus der Zeit waren Grand Master Flash and the Furious Five. Nichtsdestotrotz war der Gedanke, eine HipHop Platte zu machen, sehr abwegig. HipHop war Musik für Blockpartys und war bis zu dem Jahr 1979 nur in New York zu hören. Das änderte sich schlagartig mit der Veröffentlichung von Sugar Hills Platte Rappers Delight im Jahr 1979. Das Album wurde millionenfach verkauft und ganz Amerika hörte zum ersten Mal Rap. Jedoch waren Sugar Hill innerhalb der HipHop Community nicht respektiert, da sie nicht aus der originalen Szene stammten und die Texte teilweise von anderen MCs geklaut haben.

Im Jahr 1982 kam The Message von Grandmaster Flash and the Furious Five raus. Das Besondere an diesem Track ist, dass es zum ersten Mal nicht nur um Partys und Spaß geht, sondern dass soziale Probleme und die Lebenssituation im Ghetto thematisiert werden. The Message eröffnete dem HipHop somit völlig neue Möglichkeiten, weil klar wurde, dass man mit Rap den Hörern etwas Wichtiges und auch Politisches vermitteln konnte. Eine weitere wichtige Band für den Hiphop sind Run DMC, die ab Mitte der 80er dafür gesorgt haben, dass (Hardcore)-Hiphop aus dem Untergrund in den Mainstream gelangte. Mit Liedern wie Sucker Mc und It’s like that waren sie die erste Gruppe, die sich von den funklastigen Beats löste und teilweise nur eine Drummachine für ihre Beats benutzte und somit aggressiver wirkten als SugarHill oder Grandmaster Flash. RunDMC sind aber auch wegen ihrer Adidas Anzüge bekannt und haben den Look von HipHop bis heute geprägt. Falls ihr jetzt noch mehr über HipHop wissen wollt, dann lest direkt weiter im zweiten Teil.

Run DMC haben den Look von HipHop geprägt

 

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