Früher oder später wollen wir ihn alle haben – unseren eigenen Führerschein! Auch ich habe mich nun mit einigen wenigen Jahren Verspätung endgültig dazu entschlossen das Projekt Autofahren anzupacken und schnellstmöglich zu Ende zu bringen. Ich möchte meinen Weg vom Finden der passenden Fahrschule bis hin zum Führerschein mit Euch teilen und festhalten was wichtig ist, um Zeit und Kosten zu sparen.
So stellt sich zu Beginn die Frage, welche Fahrschule überhaupt die perfekte für einen Selber ist. Ich frage im Freunden-, Bekannten- und Kollegenkreis nach, um Licht ins Dunkel zu bringen. Wie auch in der Schule scheint die goldene Regel zu lauten, dass die Lehrerwahl letzten Endes entscheidend ist. Aber wo finde ich nun einen geduldigen, hilfsbereiten und erfahrenen Fahrlehrer? Gar nicht so einfach mit einer Auswahl von mehr als 600 Berliner Fahrschulen.
Ich prüfe zunächst einmal die Schule, die meine Schwester auch besucht. Freunde von mir haben dort auch ihren Führerschein gemacht und Allesamt scheinen sie ganz zufrieden gewesen zu sein. Obwohl die Google- und Facebook-Rezensionen nicht sonderlich positiv sind, verlasse ich mich doch auf das Wort meiner Bekannten und schaue dort vorbei.
Ich komme nachmittags in die Fahrschule am Hindenburgdamm in Steglitz an und werde direkt von einer freundlichen, aufgeschlossenen und ausgesprochen familiären Atmosphäre begrüßt. Eine junge Dame erklärt mir sachlich und kompetent, welche Schritte mich an dieser Fahrschule bis hin zu meinem Führerschein erwarten. Zunächst einmal brauche ich eine Fahrerlaubnis beim Bürgeramt. Offensichtlich hängt dieser Antrag mit der Überprüfung schwerer Delikte zusammen. Wer also schon mal aufgrund von gesetzeswidriger Handlungen aufgefallen ist, scheint es schwieriger zu haben ein Auto fahren zu dürfen.
Anmelden für die Fahrschule kann ich mich direkt. Mit der Anmeldegebühr sind auch schon die vierzehn Theoriestunden, die man für den Führerschein der Klasse B braucht, bezahlt, was bei den meisten Fahrschulen ebenso der Fall zu sein scheint. Wenn ich dann die Bescheinigung vom Bürgeramt in der Tasche habe, darf ich letzten Endes auch zur Theorieprüfung antreten.
Folgender Ablauf erwartet mich also für die nächsten Monate:
- Antrag auf Fahrerlaubnis ans Bürgeramt einreichen (inklusive Sehtest, Erste-Hilfe-Kurs, Lichtbild und gültigem Personalausweis)
- Anmeldung an einer Fahrschule (inklusive Gebühr und gültigem Personalausweis)
- Besuch von 14 Theoriestunden à 90 Minuten
- Probe-Theorieprüfung an der Fahrschule
- Absolvierung der Theorieprüfung beim TÜV oder DEKRA (inklusive Personalausweis und Gebühr)
- Praktische Fahrstunden à 80 Minuten( beliebig viele plus Überlandfahrt à 225 Minuten, Autobahnfahrt à 180 Minuten, Nachtfahrt à 135 Minuten und Fahrstunde direkt vor der Prüfungsfahrt)
- Praktische Fahrprüfung beim TÜV oder der DEKRA
- FÜHRERSCHEIN
Der erste Eindruck der Fahrschule ist ausgesprochen gut, also melde ich mich an. Einen Tag später besuche ich meine erste Theoriestunde. Man kann unabhängig vom Thema einsteigen, da die einzelnen Lehrstunden nicht aufeinander aufbauen. Das Gesetz schreibt dabei aber nicht vor, dass man alle vierzehn Themen auch besucht haben muss. Es gibt zwölf Themen, die die allgemeine Theorie des Straßenverkehrs vermitteln. Zusätzlich gibt es zwei Stunden, die sich mit dem Thema PKW beschäftigen. Diese beiden Stunden sind Pflicht. Bei den zwölf grundlegenden Themen können laut Gesetz auch nur zehn besucht werden, wenn zwei andere Lektionen doppelt besucht werden. Die Fahrschule empfiehlt es nicht, da alle Themen wichtig und nötig sind.
Meine Theoriestunden sind unterschiedlich stark besucht. Der Fahrlehrer nutzt bei jedem einzelnen Mal die vollen 90 Minuten um den Schülern das Wissen näher zu bringen. Dabei geht er in jedes kleinste Detail und erklärt die Materie idiotensicher. Deswegen ist es für mich durchaus sehr angenehm auch nach einem anstrengenden Tag noch abends in die Fahrschule zu gehen. Meine Theoriestunden verlasse ich sehr zufrieden. Den Erste-Hilfe-Kurs sowie den Sehtest kann ich glücklicherweise innerhalb eines Tages direkt in der Fahrschule absolvieren.
Innerhalb eines Monats bin ich mit meinen abendlichen Theoriestunden fertig. Definitiv muss man sich die Lernapp holen, wenn man die Theorieprüfung bestehen möchte. Dort lernt man die Fragen und richtigen Antworten für die Theorieprüfung kennen. Prinzipiell ist das tägliche Üben mit der App durchaus die beste Vorbereitung für die Theorieprüfung. Auch für das tatsächliche Fahren auf der Straße wird man später sehr dankbar sein, sich mit der Fahrapp das nötige theoretische Wissen angeeignet zu haben.
Nachdem ich meine vierzehnte Theoriestunde besucht habe, mache ich direkt den Vortest in der Fahrschule. Da ich recht fleißig geübt habe, bestehe ich diese problemlos. Am nächsten Tag beschließe ich direkt zur DEKRA zu fahren und meine Theorieprüfung abzulegen. Vor Ort sind mir viele Fragen bekannt. Bei einigen anderen, die ich zum ersten Mal sehe, fällt es mir schwer herauszufinden, was das System von mir hören möchte, da die Fragen sehr speziell gestellt sind. Ich bestehe haarscharf. Glücklicherweise direkt beim ersten Mal, was mir Zeit erspart. Wäre ich durchgefallen, hätte ich zwei Wochen warten müssen, bis ich meinen nächsten Versuch wagen darf.
Drei Woche später startet meine allererste praktische Fahrstunde. Wir starten mit dem Auto von der Fahrschule aus. Ich sitze zunächst nur auf dem Beifahrersitz, bis mein Fahrlehrer Andreas uns in das Schweizer Viertel in Lichterfelde fährt. In einer Parklücke befindend, tauschen wir die Plätze und ich sitze zum ersten Mal hinter dem Steuer – erstmals aber nur im parkenden Auto. In der ersten 80-minütigen Fahrstunde lerne ich, welche Voreinstellungen ich mir zurecht machen muss, bevor ich losfahren kann, was die vielen Knöpfe und Schalter am Armaturenbrett bedeuten und wie ich welches Licht am Auto betätige.
In meiner zweiten praktischen Stunde lerne ich die Grundprinzipien eines Schaltwagens. In der Tempo-Dreißig-Zone darf ich dann endlich zum allerersten Mal in meinem Leben fahren! Andreas hat als Fahrlehrer sicherheitshalber natürlich noch die gleichen Pedalen in seinem Fußraum, damit er in einer Gefahrensituation eingreifen kann. Dies geschieht direkt nach etwa einer halben Stunde, als ein kleiner LKW mir an einer Kreuzung die Vorfahrt nimmt. Andreas ärgert sich kurz und weist mich darauf hin, mich an solches Verhalten im Berliner Stadtverkehr besser zu gewöhnen. Am Ende der achtzig Minuten habe ich das Auto nur einmal abgewürgt. Alles in Allem bin ich sehr zufrieden und überrascht, wie schnell ich doch selber schon so ein Auto im ruhigen aber dennoch ganz normalen Verkehr führen konnte.
Ich beschließe so lange Fahrstunden zu nehmen, bis ich mich selber wohl und sicher hinter dem Lenkrad fühle. Insgesamt bleibt es bei zwanzig Fahrstunden, was im Vergleich relativ viel ist. Zum Tag meiner Prüfung habe ich 1600 € ausgegeben, obwohl meine Fahrschule mit ihrem günstigen Namen wirbt. Glücklicherweise bestehe ich direkt bei meiner ersten Prüfung und erspare mir somit weitere Zeit und Kosten! Pünktlich zum Sommer habe ich endlich meinen Führerschein in der Tasche. Zu Beginn bekommt man einen provisorischen Zettel, der einem mit gültigem Personalausweis erlaubt innerhalb Deutschlands zu fahren. Nach zwei Wochen bekomme ich dann meinen richtigen Führerschein per Post zugeschickt.
Rückblickend betrachtet bin ich zufrieden mit den Erfahrungen, die ich an dieser Steglitzer Fahrschule gemacht habe. Obwohl Freunde in Neuköllner oder Kreuzberger Schulen deutlich günstiger davon kommen, beklagen sie den schlechten Service und die Unprofessionalität, die sie dort erfahren. Ich kann jedem nur empfehlen direkt nach der Anmeldung alle Schritte so schnell wie möglich anzugehen. Definitiv braucht jeder die App zum Lernen für die Theorieprüfung. Meine Fahrschule verlangt dafür tatsächlich 60€, was absolut überteuert ist. Glücklicherweise hat mir ein Freund seine Accountdaten gegeben, sodass ich mich einfach bei ihm einloggen konnte und mir diese Kosten erspart habe.
Obwohl ein Auto in Berlin unnötig sein soll, habe ich beschlossen mir in wenigen Monaten ein eigenes zu holen! Denn wie mir jeder langjährige Fahrer bestätigen konnte, lernt man erst richtig zu fahren, wenn man alleine hinter seinem eigenen Steuer sitzt.