Wir beschäftigen uns schon seit geraumer Zeit mit der Videoplattform YouTube: Mit YouTubern und ihren Fans, mit Events rund um die Plattform und der Macht der Community. Diesmal beleuchten wir die kommerziellen Seite des Themas.
Natürlich ist es seit Ewigkeiten Brauch, Werbung vor Videos zu schalten um dadurch Geld zu erhalten. Das ist aber schon lange nicht mehr die einzige Einnahmequelle: Product Placements, Merchandise und die Vermarktung eigener Produkte sorgen dafür, dass viele YouTuber von ihrem eigentlichen Hobby tatsächlich leben können.
Vielleicht erst einmal zu Beginn: Wie kommen Produktplatzierungen überhaupt zustande? Der Eventmanager Karl Carstens erklärt uns bei einem Interview auf den Video Days 2016, wie er zwischen Firmen und YouTubern vermittelt. Beispielsweise war er dieses Jahr mit einigen YouTubern auf der Young IFA in Berlin und suchte mit ihnen nach Produkten, die zu ihnen passen.
Verständlicher Weise haben viele Zuschauer etwas gegen Werbung: Sie kann unpassend und nervig sein. Allerdings schaffen es viele YouTuber, die Produktplatzierungen sinnvoll in ihren Videos unterzubringen. Melissa Lee, die den Kanal breedingunicorns betreibt, erzählt uns, dass sie selbst Product Placements in ihren Videos mache. Dabei sei ihr wichtig, dass das Produkt gut zu ihr und ihren Inhalten passe und deshalb lehne sie auch durchaus einige Angebote ab. Grundsätzlich sei es eine gute Möglichkeit, um mit dem Geld aufwendigere Videos finanzieren zu können. Von dieser Möglichkeit machen, ihrer Meinung nach, fast alle YouTuber ab einer bestimmten Reichweite Gebrauch.
Um an dieser Stelle mal ein Beispiel mit einzubringen: Ich starte demnächst eine Videoreihe über das Thema Politik. Wenn mir nun die Bundeszentrale für politische Bildung eine Kooperation anbieten und mich unterstützen würde, dann würde ich das Angebot nicht ablehnen, weil das zu meinem Konzept passen würde. Es ist also immer die Frage, was beworben oder vorgestellt wird.
Die meisten Zuschauer stellen allerdings das “wer” in den Vordergrund. Es werden häufig die selben Leute immer und immer wieder kritisiert. Teilweise kommt es vor, dass zwei YouTuber das selbe Produkt bewerben, der eine zieht einen riesigen Shitstorm auf sich, der andere nicht. Der YouTuber Mii Mii hat dafür eine sehr interessante Erklärung: „Gute“ und „böse“ YouTuber. Dabei entscheide jeder für sich selbst, wer auf der guten und wer auf der schlechten Seite stehe. Viele Zuschauer gestehen sich dabei nicht ein, dass auch ihre Lieblinge Fehler machen können und so entsteht die Doppelmoral.
Wir sollten auf alles ein gleich kritisches Auge haben. YouTube wird inzwischen ernst genommen, sowohl von den Medien, als auch von der Werbebranche. Das bietet die Möglichkeit von der Videoproduktion leben zu können, indem die eigene Reichweite ausgenutzt wird. So kann hochqualitativer Content, aber auch billige Werbung entstehen. Es hat nun mal alles eine gute und eine schlechte Seite – auch das Thema Werbung.
Unsere Erlebnisse auf den VideoDays 2016 in Berlin gibt’s übrigens in unserem neuen DIGGA-Magazin zusammengefasst zum nachkucken: