Mainstream: Zwischen Anpassung und Abgrenzung

Wie wir heute mit Mainstream umgehen. Und warum es schon wieder Mainstream ist, nicht Mainstream sein zu wollen.

Ein Leben als Mainstreamer kann ganz schön anstrengend sein. Man muss zwanghaft jeden neuen Trend mitmachen und sich genauso verhalten, wie die anderen es von einem erwarten.

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Hip, hipper, Hipster – Jugendkultur von heute?

Aber was genau ist eigentlich Mainstream? Im Duden wird der Mainstream als „die vorherrschende gesellschaftspolitische, kulturelle Richtung“ definiert. Also das, was in sämtlichen Lebensbereichen, wie zum Beispiel Kleidung, soziale Medien oder Musik, von der Gesellschaft als „normal“ definiert wird und dem Geschmack der breiten Masse entspricht. Beeinflusst wird der Mainstream durch Medien wie Internet oder Fernsehen (MTV!).

Aber auch wenn Modemagazine berichten, wie Stars sich anziehen, kann es schnell dazu kommen, dass sich ein neuer Trend entwickelt, denn Mainstream hat natürlich auch viel mit Konsum zu tun. Doch überall, wo es Mainstream gibt, existieren natürlich auch „Gegenkulturen“, die sogenannten Subkulturen.

Wie trennbar sind Mainstream und Subkulturen?

Eine Subkultur wird dadurch definiert, dass sie sich von der Massenkultur, also dem Mainstream, abgrenzt und nach ihren eigenen Normen, Regeln und Werten lebt.

Bekannte Subkulturen sind zum Beispiel die Skaterszene, Punk, Gothic oder HipHop. Aber auch innerhalb der jeweiligen Subkulturen gibt es wieder einen Mainstream und Unterteilungen in weitere Nischen.

Punk, eine Subkultur, die in den 70ern in Großstädten wie London und New York entstanden ist

Es ist nicht immer einfach, zwischen Mainstream und Subkultur zu unterscheiden. Es kommt immer wieder vor, dass eine Subkultur zum Mainstream wird und plötzlich alle Skaterkleidung tragen oder Rock’N’Roll hören. Der Markt kommerzialisiert die Subkultur dann und es entsteht ein Hype, der Monate bis Jahre anhalten kann, bis der Mainstream sich dann einfach einem neuem Trend zuwendet. Die „richtigen“ Anhänger der Subkultur machen dann einfach ihr Ding weiter.

Oftmals und vor allem in der Musik wird vom Mainstream abwertend gesprochen. Klar, wer nur Charts hört, zu 100% genau das macht, was alle machen und sofort jedem neuen Trend nachspringt, ist nicht sehr originell.

Ziel ist es also, individuell zu bleiben und sich trotzdem anzupassen. Ist man zu auffällig anders, hat man den schmalen Grat zwischen Individualität und Anpassung verfehlt und gilt als uncool.

Indie/ Alternative – eigentlich weiß niemand genau, was es ist

Was hört Berlin?

Wenn ich mich so auf dem Schulhof umgucke, ist genau dieser Mainstream, zwanghaft nicht zum Mainstream zu gehören und doch auszusehen wie alle, sehr präsent. Nun hat mich interessiert, wie das beim Musikgeschmack aussieht und warum es in den aktuellen Charts scheinbar mehr um die Inszenierung und Vermarktung des Künstlers geht, als um das Lied selbst.

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Hippie, Jugendbewegung der 60er und 70er bekannt für lange Haare und Drogenkonsum und natürlich FREE LOVE

Zusammen mit Milena habe ich mich also auf den Weg gemacht und in Berlin eine Umfrage zum Thema Musikgeschmack bei Jugendlichen durchgeführt.

Wie ich vermutet hatte, hörten etwa die Hälfte der Befragten zwischen 11-19 Jahren HipHop bzw Rap. Zwar ist Rap nicht sehr stark in den Charts vertreten, ist aber natürlich trotzdem Mainstream bei Jugendlichen. Niemand, der aktuellen Rap hört, kann behaupten, dass er einen individuellen Musikgeschmack hat. Deshalb ist Mainstream auch nicht einfach alles, „was im Radio läuft“. Die Aufteilung zwischen Mainstream und Subkultur ist inzwischen um einiges komplexer geworden und manche Subkulturen wie HipHop beziehungsweise Rap sind so groß und beliebt, dass Mainstream-HipHop eigentlich nicht mehr als Subkultur bezeichnet werden kann. HipHop ist beides; Subkultur und Mainstream.

Was macht Charts so besonders?

Etwa 25% der Befragten gaben an, Charts und Pop zu hören. Das ist weniger als erwartet, aber macht immer noch ein großen Teil der Jugendlichen aus. Was macht die Charts also attraktiv ?

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Techno, eine Subkultur aus den 90ern

Hören wir uns die aktuellen Charts mal genauer an, stoßen wir hauptsächlich auf Elektropop und RnB. Die Musikvideos sind aufwendig inszeniert, die Künstler gut vermarktet. All das steht im Gegensatz zum recht simpel gestalteten Lied, wobei das bei einem typischen Hit nicht neu ist. Was einen Hit ausmacht, sind im Regelfall einfache Texte und ein eingängiger Refrain, der im Kopf bleibt. Das hat sich seit den 70ern nicht groß geändert.

Es bringt auch nichts zu behaupten, dass Chartmusik keine richtige Musik ist und es nicht wert ist, als Musik bezeichnet zu werden. Auch wenn die Lieder vielleicht nicht die innovativsten und kreativsten sind, spiegeln sie nichtsdestotrotz den Massengeschmack und somit die Zeit, in der sie entstanden sind, wider. Sie bekommen wahrscheinlich im Nachhinein eine größere Bedeutung als gerade in diesem Moment. Denn das, was vom Mainstream bleibt, sind nicht die einzelnen Lieder, sondern der Sound des Jahrzehnts.

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Viele Subkulturen in einem Bild vereint

 

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