Nazis, Kondome und Bonbons – mehr braucht ein Film wohl nicht

Hier eine Filmkritik zum Film “Sweets”.

Vorgestern war ich wieder auf dem jüdischen Filmfestival. Eigentlich gefällt mir das jüdische Filmfestival sonst sehr gut, doch dieses Mal war ich ein bisschen erstaunt.

Geniale und rabenschwarze Parabel auf den israelisch-palästinensischen Konflikt, so lautet die Beschreibung. 132 Minuten tödliche Langeweile, das Ganze angeblich in deutscher, französischer und hebräischer Sprache mit englischen Untertiteln.

In Wirklichkeit finden die meisten Konversationen auf Hebräisch mit englischen Untertiteln statt oder auf teilweise sogar falschem Englisch.

Im ganzen Film kommen eine deutsche Person (ein alter Nazi) und eine französische Person (eine Schlampe namens Claudia) vor, die einzigen deutschen und französischen Sätze sind, wenn oben genannte Personen sich in ihrer Muttersprache monologartig an ihre Kindheit erinnern. Doch auch das kommt nicht oft vor, vielleicht zwei Mal für einige Sekunden.

Dass man die Geschichte des Films nicht versteht, liegt allerdings, wie man es nun vielleicht vermuten könnte, nicht an der Sprache.

Die alle fast gleich aussehenden alten Männer, von denen ich auch jetzt nicht weiß, wer von ihnen Palästinenser, wer Jude und wer Nazi war – das ging aus ihrem Handeln nicht hervor – die verwirrende Kameraführung – offenbar wurde beim gesamten Filmdreh konsequent nie ein Stativ verwendet – und die vielen nichts sagenden Dialoge sowie in diesem Kontext völlig sinnfreien Szenen wie vielen nackten Menschen in Schwimmreifen in einem Whirlpool irritieren. Nicht nur beim Inhalt wurde gespart, sondern an eigentlich allem, außer an der Zeit. Die Filmmusik ist auch eher spärlich, an ein paar Stellen im Film singt ein älterer Herr (vermutlich ein Israeli) mehrere Minuten lang ein langes, russisches Lied auf Hebräisch.

Wie schon erwähnt ist die Geschichte des Filmes für den Zuschauer eigentlich unklar, man weiß nicht, ob das die Absicht des Regisseurs war, klar ist nur, dass es um verschiedene Personen geht, die in Israel einen Bonbonladen eröffnen wollen und dass dies äußerst problematisch ist. Die doch komplizierte und gefährliche Situation dort wird schon klar, denn am Ende überleben von den insgesamt vielleicht zwölf Personen nur zwei.

Der finale Kampf, bei dem dann ja die meisten Personen ums Leben kommen, ist sehr grausam dargestellt. Mehrere Minuten lang wird ein Mann gezeigt, der mit einem blauen Klebeband an einem Stuhl festgeklebt ist, überall mit Sahne beschmiert ist und in seinen beiden Händen eine Pistolenkugel stecken hat. Irgendwann wird auch eine sehr barbarische, spanische Foltermethode aus dem Mittelalter, bei der man eine Ziege verdursten lässt, sehr präzise und anschaulich beschrieben, was aber auch glücklicherweise ohnehin nicht wirklich in den Kontext passt. Der finale Kampf findet übrigens im Dunkeln statt, man hört nur die Schüsse, was natürlich zeigt, dass es eigentlich ziemlich egal ist, wer stirbt.

Zudem läuft den ganzen Film über ein verrückter Nazi-Kondom-Fabrikant in Nazi-Uniform durch die Straßen Israels, was aber auch keinen zu stören scheint, und erschießt am Ende seinen Poker-Gegner, den Polizisten. Das Blut leckt er auf. Deutschland kommt also mal wieder optimal weg. Claudia, die französische Schlampe – Frankreich kommt auch optimal weg – schläft im Laufe des Filmes ziemlich wahllos mit jedem männlichen  Wesen. Das Ganze scheint sie aber auch eher zu langweilen, in einer der vielen Sexszenen liest sie ein Buch.

Die Sexszenen sind auch sehr anschaulich gemacht, mit lauten Geräuschen. Das lenkt auch vom eigentlichen Inhalt – wenn es denn einen geben sollte – ab.

Immer wieder werden Männer gezeigt, wie sie genüsslich Dauerlutscher und verschiedenste Bonbons verzehren – in allen oben genannten Situationen übrigens, darum heißt der Film wohl auch „Sweets“.

Was an dem ganzen Film genial sein soll, weiß ich auch nicht, vielleicht ist das ironisch gemeint, vielleicht ist das der versprochene rabenschwarze Humor. Muss man aber auch erst mal drauf kommen.

 

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