Unser eigenes kleines Chaos

 

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Jetzt ist erst mal aufbauen angesagt. Bei so viel Arbeit wird jede Hand benötigt.

Die Klasse 9a des Dathe-Gymnasiums produzierte am 19.06.15 die Talkshow “Durch den Konsum- Bis zum Ende der Welt”. Benedict Seiffert und Maite Diehl haben es sich nicht nehmen lassen, den Tag bei Alex TV angemessen festzuhalten.

Der Tag X beginnt langweilig. Entgegen aller Erwartungen der 9a, beginnt er langweilig. Theorie, leere Anweisungen, Zuhören ohne Machen, wie in der Schule.Eine Information, die hoffen lässt: gegen 15:30 beginnt unser Wochenende. Hoffentlich!

Um unsere “Präsenz zu verbessern” müssen wir aufstehen, wenn wir etwas sagen. Das steigert definitiv nicht die Arbeitsbereitschaft, geschweige denn die Sympathie.

9:30 Uhr: Studiotour als Belohnung. Witze lockern die Anspannung. Das Studio ist total anders, als ich es mir vorgestellt habe. Irgendwie…unfertig. Es steht praktisch nichts, wo es soll. Alles muss erst aufgebaut werden. Von uns. Na dann, viel Spaß!

Ich muss nicht mithelfen, weil ich den Artikel schreibe. Glück gehabt!

9:45 Uhr: Der Stress kann beginnen. Stühle müssen organisiert, Wände aufgestellt, Lichter ausgerichtet werden. Jeder hat eine Aufgabe. Und wer gerade nichts zu tun hat, findet etwas, wo er helfen kann. Die Zeit für eine Pause, kurz was essen, kurz chillen, gibt es nicht! Keine Minute kann man sich hinsetzen, ohne gerufen zu werden. Hektik kommt auf. Schüler laufen wie Ameisen umher. Die Pause um 11:30 Uhr wird jetzt schon sehnsüchtig erwartet.

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Die Wände müssen mit Sandsäcken gesichert werden, wenn wir unsere Studiogäste behalten wollen.

Selbst im größten Stress haben wir Spaß. Witzige Bemerkungen hier, Lachen da. Jetzt kann man sehen, wie gut unsere Klasse zusammenarbeitet. Natürlich gibt es Probleme, es läuft nicht perfekt. Aber wir lachen, und das ist die Hauptsache. „Was ist, wenn eine Wand während der Aufzeichnung umfällt?“, „…haben wir einen Studiogast weniger“

Mit diesem Motto geht es wieder an die Arbeit. Es gibt immerhin genug zu tun. Ein Ende ist nicht in Sicht. Die Pause ist nicht in Sicht. Und die Aufzeichnung sowieso nicht. Ich hätte niemals gedacht, wie viel Arbeit hinter einer so kleinen Fernsehproduktion steckt.

Im Tonraum um 10.05Uhr: Paul, unser Mann für den Ton, bekommt gerade seine Einweisung. Nachdem Herr Franke weg ist, ist er auf sich alleine gestellt und jetzt schon total genervt. Er versucht verzweifelt , die verknoteten Kabellagen zu trennen, was ihm letzten Endes auch gelingt.

Währenddessen wird im Redaktionsraum noch ein letztes Mal der Ablauf der Talkshow besprochen. Und das in aller Ruhe. Keine Hektik. Kein Schreien. Kein Rennen. Eine gemütliche Unterhaltung. Verbesserungsvorschläge an die Moderatoren. Talkshowgäste tragen ihren Text vor: „ Ich habe das Experiment schon nach dem dritten Tag abgebrochen, da ich nicht ohne Geld ausgeben auskomme!“ Ein Lachen geht durch die Runde. Alle sind wieder etwas lockerer.

10:30 Uhr: „Test,Test“. Im Regieraum, meinem selbsternannten Lieblingsraum, existiert ein mysteriöses Problem mit dem Ton, das selbst Herr Franke ins Schwitzen geraten lässt.

Blinkende, bunte Lichter. Das Summen der Klimaanlage. Insgesamt ein Flugzeugfeeling. Als würde man irgendwohin fliegen, wo es warm ist. Die Wärme der Sonne, das Rauschen der Wellen… Stopp! Der Tag ist noch nicht vorbei! Die Schlacht nicht geschlagen. Die Sendung nicht im Kasten. Schweren Herzens verlasse ich mein Flugzeug und begebe mich wieder in die Stresszone. „Sind die eigentlich versichert?“. Hört sich nicht gut an. Selbst unserer Lehrerin wird es zu viel, sie geht „einen Schluck Wasser trinken“. Würde ich auch gern. Darf ich aber nicht. Jetzt geht’s an die Ausrichtung der Hocker. Streit über die sinnvollste Sitzordnung bricht aus. Unfreundliche Kommentare des Produktionsleiters. Die Stimmung könnte deutlich besser sein.

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Hände hoch! Das Licht muss über dem Kopf eingestellt werden, damit es später gut aussieht.

11 Uhr: Kameras werden aufgedeckt. Scheinwerfer werden eingestellt. Jetzt geht es los! Alle, die nichts zu tun haben, werden auf die Hocker gesetzt. Sie dienen als Lichtdoubel. „Die Hände über den Kopf!“ Und nein, wir haben nichts verbrochen! Die Spotlights müssen nur ausgerichtet werden. Nebenan spielt sich ein kleines Drama aufgrund von liegen gelassenen Handschuhen ab, endet aber nach einer Standpauke und wütendem Gemurmel.

Das Licht geht an. Und wieder aus. Erst heller. Dann wieder dunkler. Ein bisschen wie im Zirkus, aber sehr chaotisch. Unser eigenes kleines Chaos. In den letzten Minuten vor der so erhofften Pause wird hektisch geübt. Nach der Auszeit beginnt die Durchlaufprobe. Natürlich will niemand einen Fehler machen.

Die Kamera sitzt schief. Mit der Technik stimmt etwas nicht. Jetzt geht’s erst mal in die Pause. 30 Minuten einfach nur sitzen. Nach zwei Stunden Dauerstress eine Wohltat. Nur das Journalistenteam darf sich nicht ausruhen. Der Artikel muss fertig werden.

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Auch die Jungs werden geschminkt. Ob ihm pinker Lidschatten steht?

Doch wir sind nicht die Einzigen, die in der Pause arbeiten. Jetzt kommt das wahre Gesicht der Talkshowgäste ans Licht. Gemeint ist die Arbeit der Maskenbildnerin. Hat also auch nichts mit Verbrechen zu tun! Nun werden die Jungs geholt. „So, ihr werdet jetzt geschminkt”. Und schwupps wird Arthurs Gesicht mit einem Pinsel bearbeitet. „Muss das sein?” „Ja. Und jetzt halt still.” Minh stürmt mit lila Lidschatten in den Raum. Das Lila schmeichelt seiner Augenfarbe und passt außerdem perfekt zu dem rosa Lippenstift. Langsam verwandeln sich die Jungs in Mädchen.

„Wir gehen jetzt einmal alles durch!“ Die Pause ist beendet. Die Probe beginnt. Es ist wichtig zu wissen, wie lange die Show genau dauert. „Darf ich etwas trinken gehen?“,  „Nein!“ Diese Antwort senkt die Anspannung und die von den Spotlights ausgehende Hitze nicht wirklich. Man ist nervös. Doch nach einer halben Stunde ist es geschafft und es geht an die Auswertung.

Es war nicht gut genug. Es war scheiße. blablabla. Das Gesagte ist nervig und langweilig für alle Beteiligten. Es ist unerträglich heiß. Die Scheinwerfer wollen uns grillen. Karteikarten werden als Fächer benutzt. Doch auch Lob verlässt die Lippen des Produktionsleiters. Er ist nicht komplett unzufrieden. Die Laune des Teams bessert sich.

Nun warten alle auf den Hauptgast der Talkshow, Yvonne Zwick.

Geplante Ankunft: 13:45Uhr

Tatsächliche Ankunft: 14:05Uhr

Durch diese “enorme“ Verspätung sind alle noch gestresster. Unser Wochenende muss noch warten: nicht cool.

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Pst! Jetzt wird’s ernst. Die Sendung wird aufgezeichnet. Hoffentlich läuft alles gut…

14:25 Uhr: Der Augenblick, auf den wir alle gewartet haben. Das große Finale. Die Aufzeichnung. Es ist still. Niemand rührt sich. Alle warten auf ein Zeichen. „Es kann losgehen“

Der erste Fail lässt nicht lange auf sich warten. Nach nur einer Minute springt der Produktionsleiter aus dem Regieraum. Er unterbricht die Show: „Wir haben noch kein Zeichen gegeben“ Ups. Da gab es wohl einen Verständigungsfehler. Kann passieren. Shit Happens!

Jetzt startet die Show WIRKLICH. Der erste Film wird abgespielt. Zufriedene, erleichterte Gesichter. Die Anspannung ist weg. Es läuft bestens. Doch schon die nächste Panne: Anstatt des Schülerexperiments wird der nächste Film abgespielt. Dann eine Bauchbinde. Und endlich das Richtige. Nochmal gut gegangen!

14:50 Uhr: Es ist geschafft. Die Sendung ist im Kasten. Und das ohne große Fehler. Nun beginnt der Abbau der Bühne. Es bricht erneut Hektik aus. Wir haben nur 10 Minuten Zeit.

Ich bin wirklich Stolz auf uns. Das haben wir großartig gemacht. Insbesondere wenn man bedenkt, das wir so etwas noch nie zuvor gemacht haben. Es war ein ganzes Stück Arbeit, aber das Endprodukt kann sich sehen lassen. Definitiv!

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Meine Belohnung: Ein Himbeer-Schoko Eis. Lecker!!
Meine Arbeit ist hiermit getan. Ich finde, dass ich mir ein Eis verdient habe.

 

von Benedict Seiffert und Maite Diehl

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