“Wir werden uns immer erinnern” – Jugendliche gedenken

„Mensch ist Mensch“, sagt eine junge Schülerin, und der ganze Saal applaudiert. Drei kleine Worte, mit einer so kraftvollen Wirkung. Ich kenne wenige Leute im Saal, und doch liegt in diesen Worten ein Gefühl der Gemeinsamkeit. Wir merken alle, wir müssen etwas ändern. Es muss etwas geschehen, denn die junge Schülerin hat recht. Mensch ist Mensch. Doch warum gibt es dann Probleme wie Ausgrenzung, Rassismus und Antisemitismus?

Das sind Fragen, die die diesjährige Denk!mal-Veranstaltung des Berliner Abgeordnetenhauses aufwirft, denn das Motto dieser lautet: „Gemeinsam gegen Ausgrenzung und Vergessen“

Was ist Denk!mal eigentlich?

Die Veranstaltung findet seit 2003 anlässlich des Gedenktages für die Opfer des Nationalsozialismus – dem 27. Januar – jährlich statt. „Wir müssen eine Form des Erinnerns finden, die in die Zukunft wirkt“, so der ehemalige Bundeskanzler Roman Herzog, der den Gedenktag einführte, und genau das geschieht beim Jugendforum Denk!mal. Jugendliche und junge Erwachsene von 10 bis 25 können einzeln oder in Gruppen an der Veranstaltung teilnehmen. Das Gedenken geschieht durch alle möglichen kreativen Projekte, die in einer Ausstellung und einer Abendveranstaltung präsentiert werden. Die Ausstellung zeigt Kunstprojekte, Geschichten, Gedichte, Videos und vieles mehr, und in der Abendveranstaltung werden Musik, Tanz, Theater, Poetry Slams und ähnliches zur Schau gestellt.

Ausgrenzung

Wer ausgrenzt, errichtet eine Grenze zwischen sich und anderen, sie sollen nicht zu seiner Gruppe dazugehören. Denk!mal ist ja nun mal eine Gedenkveranstaltung, und dieses Jahr beschreibt das Thema eine Parallele zwischen der heutigen Zeit und der Zeit des Nationalsozialismus, denn Ausgrenzung und Diskriminierung sind heute ebenso aktuell wie damals. Zur Zeit des Nationalsozialismus wurde man für alle möglichen Dinge verhasst und ausgeschlossen. Wobei es das wohl präsenteste Merkmal war, jüdischen Glaubens zu sein, wurden ebenfalls körperlich und geistig Eingeschränkte, Sinti und Roma, politisch Andersdenkende und Homosexuelle aus der Gesellschaft ausgegrenzt und in Konzentrations- und Zwangsarbeitslager gebracht und viele Leben nahmen dort ihr Ende.

Ausgrenzung ist damit zwar ein Teil der Vergangenheit, aber Ausgrenzung ist nicht Vergangenheit. Heute wird weiterhin „fleißig“ diskriminiert und ausgegrenzt, und die Interaktion mit anderen Menschen wird weiterhin von Vorurteilen geprägt. Heutzutage wird man schon wegen kleinster Kleinigkeiten diskriminiert, sei das die Hautfarbe, besondere Interessen, Religion, Kultur, ethnische Zugehörigkeit, Sprache, Alter, Geschlecht, Lebensumstände und vieles mehr.

Nun könnte man aber sagen, es gibt doch keine Parallele zwischen damals und heute, das war doch alles zu extrem. Aber Antisemitismus, Rassismus und Ausgrenzung liegen heute genauso vor wie damals, wenn auch in anderer Form. Wenn die Gesellschaft vielfältiger wird, gibt es nicht sogar mehr Möglichkeiten, gegen andere zu diskriminieren?

Was hat Ausgrenzung mit Vergessen zu tun?

Denn das ist ja immerhin das Thema der diesjährigen Veranstaltung. Die Begriffe Ausgrenzung und Vergessen sind insofern direkt miteinander zu verbinden, dass in der Vergangenheit Ausgrenzung in extremen Formen stattgefunden hat. Wenn wir das vergessen, passiert es nicht nochmal? Die

Wahrscheinlichkeit ist relativ hoch. Und genau deswegen müssen wir gegen das Vergessen vorgehen, denn gerade jetzt kommen all diese Themen in unserer Gesellschaft wieder auf. Aber wie erinnert man? Wir haben alle mehr oder weniger banal in der Schule über den Holocaust und die NS-Zeit gelernt. Das ist aber immerhin ein Anfang, denn sich zu informieren ist wichtig. Man kann erinnern durch Projekte wie dieses, wo sich erst intensiv mit dem Thema oder zumindest einzelnen Aspekten dessen auseinandergesetzt wird, und die Inhalte dann auf kreative Weise veranschaulicht werden. Man kann erinnern indem man mit Zeitzeugen ins Gespräch geht, obwohl sich ja dann auch irgendwann die Zeit als problematisch erweist. Man kann aber auch dann mit anderen Menschen darüber reden. Es als Tabuthema unausgesprochen im Raum stehen zu lassen, ist doch völliger Quatsch. Die Zeit des Nationalsozialismus ist zwar ein grausamer aber dadurch auch wichtiger Teil unserer Geschichte. Wir könnten sagen, das ist doch alles so lange her, und das kann doch nicht mehr passieren, aber kennt ihr „Die Welle“? Ja, genau, das Thema unseres letzten Blogs. Und da wird gezeigt, wie einfach es eben doch passieren kann. Wir müssen erinnern. Punkt, fertig, aus.

Ausgrenzung und Rechtsextremismus

Unsere politische Landschaft ist einem ständigen Wandel unterlegen, was gut ist, denn die Gesellschaft verändert sich auch. Fakt ist, ohne Rechts gibt es kein Links. Es gibt keine einseitige Politik in einer Demokratie, denn die lebt vom Austausch. Trotzdem sind jegliche extreme Ausprägungen in beide Richtungen nicht gut. Das Problem ist eher die Faszination mit faschistischen oder rechtsextremen Organisationsformen. Wenn vom Thema Ausgrenzung in unserer heutigen Gesellschaft die Rede ist, dürfen Rechtsextremismus und Faschismus nicht unerwähnt bleiben. Die Position vieler Menschen zum Thema Integration derer, die noch kein Teil der Gesellschaft sind, wird vor allem im Rahmen der Flüchtlingspolitik klar, die den Aufstieg der Neuen Rechten durch allerlei Protestwähler begünstigt hat. Faschismus wird durch Faktoren wie Terrorangst, Überfremdung und soziale Ungerechtigkeit, welche in unserer Gesellschaft durchaus vorhanden sind, begünstigt. Die sozialen Medien haben auch keinen zu kleinen Stellenwert hierbei, da sie so vieles an Informationen verbreiten, dass man sich nicht mehr sicher sein kann, was man eigentlich glauben kann und was nicht. Das wiederum versetzt viele Menschen in Angst, und das Internet bietet ein unglaubliches Aggressionspotential. Rechtsextremismus ist ein Problem unserer Gesellschaft, denn Demokratie ist nicht gegeben. Demokratie ist in der Tat harte Arbeit, und wenn wir ihr entgegenarbeiten, ist es nur zu selbstverständlich, dass extremistische Ausprägungen entstehen. Es ist auch unsere Verantwortung, dafür zu sorgen, dass die Demokratie erhalten bleibt!

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