Martina König quält ein Gefühl, welches viele Menschen zur Zeit beschäftigt – mich eingeschlossen.
Es ist der Drang etwas zu tun, nicht einfach nur zuzusehen, wie unsere Gesellschaft verroht, rechtspopulistische Parteien erstarken und Hass und Rassismus immer akzeptierter werden im politischen Diskurs.
Genau aus diesem Grund widmet die Regisseurin und Autorin Martina König die neue Spielzeit des “Potsdamer Theaterschiffs” den Fragen, welche aufkommen, wenn man darüber nachdenkt.
Wie stärkt man wieder den solidarischen Zusammenhalt in der Gesellschaft, woher kommen Respekt, Nächstenliebe und Gewissen und was kann man als einzelner Mensch gegen den Rechtsruck tun?
Zumindest auf die letzte Frage gibt die künstlerische Leiterin des Hauses in Form ihres Stückes eine direkte Antwort.
Ein alter Binnenschiffer stellt sich die Frage, was getan werden kann, um der aktuellen Stimmungslage in Deutschland entgegen zu wirken. Dabei lässt er verschiedene Stationen der deutschen und seiner ganz persönlichen Geschichte Revue passieren. Handlungsort sowie gleichzeitig auch Spielstätte des Stückes ist ein alter Kahn mitten am Havelkilometer 27 in Potsdam. Schon allein das macht die Grundstimmung des Stückes zu einer ganz besonderen. Hinzu kommt, dass sowohl Ereignisse, aber auch vor allem historische Orte den roten Faden des Stückes bilden. Umso beeindruckender ist es auf dem Deck des Thaterschiffes und damit in Blickweite die Villa der Wanseekonferenz, des Schloss Cecilienhofs und der Glienecker Brücke zu sitzen. Jeder dieser Orte spielt eine prägende Rolle in der jüngeren Geschichte Deutschlands.
Mit Hilfe von dokumentarischen Einspielungen werden die Parallelen unmissverständlich aufgezeigt. Erst hört man Reichspropagandaminister Joseph Goebbels, wie er hetzerisch vor tausenden Menschen nazistische Parolen brüllt und kurz darauf muss man sich Aufnahmen von Björn Höcke anhören, bei deren Ähnlichkeit einem ziemlich unwohl wird.
Das Stück wird getragen vom Schauspiel Horst Rüders.
Er erzählt seine Geschichte und das unglaublich unverblühmt. Was dazu führt, dass man dem Stück eine gewisse Flachheit vorwerfen kann. Kurz: der Zivilisationsbruch im 3. Reich war unvorstellbar grausam, es darf sich so etwas nicht wiederholen, leider entwickelt sich unsere Gesellschaft immer mehr in diese Richtung, was tun?
Aber tatsächlich ist die Antwort auf diese Frage ähnlich flach und wird mit und in diesem Stück beantwortet: den Mund aufmachen, darauf Aufmerksam machen und sich für demokratische Werte stark machen.
Man spürt die Leidenschaft im Team des Theaterschiffes zu jeder Sekunde, weshalb ich jedem empfehlen kann, in dieses Stück zu gehen. Auch jüngere Jugendliche werden verstehe, worum es sich handelt und selbst wenn das historische Vorwissen fehlt, wird dies vor Ort alles erklärt.
Es gibt noch 2 Möglichkeiten das Stück in Potsdam zu sehen: am Samstag, den 27. Oktober und am 03. November.
Schaut auch gern mal auf dem eigens angelegten Blog vorbei: http://www.like-horst-rueder.de/ dort könnt ihr noch mehr über Beweggründe der Autorin und Möglichkeiten sich selbst einzubringen erfahren.
http://www.like-horst-rueder.de/
Text: Sonja
Illustrationen: Soley