DIGGA - Teens unterwegs
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Gelebte Utopie im Theater

Menschen strömen in den Theatersaal, Gedränge, man tummelt sich auf den Treppen neben den Sitzreihen. Manche müssen sich sogar einen Platz auf dem Boden suchen.

Dunkelheit. Stille. Ein greller Ton kommt auf. Das Erste, was wir sehen, ist das Licht der Taschenlampen, die direkt auf uns strahlen. Geblendet und irritiert von einem bösartig anmutenden Lachen aus dem Off  beginnt die Show. Sie besteht aus acht Szenen, die, ganz ungewohnt, vor allem durch Musik geprägt sind.

„Ich nehm das, ich nehm das! Ich nehm Deine Deutsche Pass!“

Matondo und Nina singen bzw. rappen jede einzelne Liedzeile so ausdrucksvoll, dass sie direkt in die Köpfe der Zuschauer*innen geht. Ironischerweise kommen sie, während sich alle Köpfe im Saal im Takt bewegen, von der Bühne und verteilen “Deutsche Pässe” an uns. Natürlich bekommt niemand seinen Pass abgenommen. In den Heftchen steht der Text zum ersten Song und man ist direkt zum Mitmachen eingeladen.

“Ankommen is WLAN – The Arrival”, so heißt das Stück, das so eindrucksvoll beginnt. Das Gefühl, gedanklich mit auf die Bühne gerissen und von den treibenden Beats der Musik mitgenommen zu werden, zieht sich durch die komplette Aufführung.

Eine Recherchereise von Berlin nach Uganda

Entwickelt wurde das dynamische Stück von einem Team mit Mitgliedern aus verschiedenen künstlerischen Disziplinen (Beatboxing, Tanz, Schauspiel, Operngesang, Rock und Rap), das vor einem Jahr mit einer Recherchereise in Berlin begann. Die Gruppe suchte danach auch in Uganda an Schulen und in einem Flüchtlingslager nach Antworten zur Frage “Was ist für dich Ankommen?”. Dieselbe Frage, jedoch verschiedene Orte und damit auch verschiedene Antworten.

In der Großstadt Berlin war für Jugendliche, jugendliche Geflüchtete und geflüchtete Aktivist*innen „Ankommen“ dort, wo sich das Handy mit dem WLAN verbindet. Dann hat man Zugriff auf soziale Netzwerke, kann mit seinen Leuten in Kontakt bleiben und sich viel besser zurechtfinden. Im ostafrikanischen Land Uganda war es dagegen vielmehr die Chance zu haben, einen Weg zu finden, in der Zukunft anzukommen und auf eigenen Beinen zu stehen. 

Viel Zuwanderung in Uganda

Was viele nicht wissen: Uganda ist das afrikanische Land, das die meisten geflüchteten Menschen aufnimmt. Vor allem aus den Nachbarländern Südsudan und dem Kongo kommen viele. Bürgerkriege und militärische Angriffe auf die Zivilbevölkerung durch Milizen machen den Menschen Angst, während Hunger und mangelnde Lebensmittelversorgung an der Tagesordnung stehen.

Als Europäer*innen bekommen wir hauptsächlich mit, wie die hier ansässigen Regierungen und Menschen oft überfordert zu sein scheinen mit den Anforderungen, die seit 2015 in unseren Nachrichten so präsent waren. Viele Menschen kamen damals nach Europa, Regierung und Gesellschaft mussten handeln. Wie die Menschen in anderen Ländern mit sogenannten “Krisen” umgehen, geht dabei oft an uns vorbei.

Gemeinsame Werte erschaffen

Das Stück “Ankommen is WLAN – The Arrival” hingegen legt Wert darauf, dass wir genau dort den einzelnen Menschen zuhören. Es geht darum, ihre Hoffnungen, Ängste und inneren Konflikte wahrzunehmen, die bei Flucht und Ankunft in ihnen brodeln. So lautet die zentrale Frage, ob es möglich ist, gemeinsame Werte zu schaffen, auch wenn man vielleicht unterschiedliche Lebensentwürfe hat. Ob es möglich ist,

“als menschliches Wesen ohne Geschlecht, ohne Hautfarbe und ohne Diskriminierung”

anzukommen. Wie so eine Utopie aussehen könnte, darum geht es im Stück. Auch die Sache mit dem Geschlecht, dem “Gender”, wird im Stück ausgehandelt. In glitzernden Abendkleidern, mit Perücken und High Heels kommen der Berliner Rapper Matondo Castlo und die beiden ugandischen Künstler Robert Ssempijja (Tanz) und Moses Mukalazi (Beatboxing und Tanz) auf die Bühne. In Uganda, wo Homosexualität strafbar ist und viele Medien Homophobie schüren, könnte das zum Problem werden, sagt die Marketing-Leiterin des GRIPS-Theaters.

Nach dem vollen Terminkalender, der Aufführungen in Deutschland bis Ende Januar vorsieht, wird das musikalische Theaterspektakel ab Februar 2020 in Uganda gespielt. Das Stück ist also in mehreren Sprachen konzipiert und auch bei der Uraufführung im Podewil in Berlin wird klar: Das Zusammenwirken der Künstler*innen spricht eine ganz eigene Sprache, die jeder versteht. Sie besteht aus einer wilden Symbiose aus Tänzen, Performance und einer einzigartigen Klangmischung aus Hip-Hop, Pop, europäischer Klassik und Rock, gepaart mit afrikanischen und elektronischen Einflüssen.

Das Theater als Ort des Ankommens

Kooperationspartner bei dem Projekt ist das GRIPS Theater, in dem auch die großartige Premiere stattgefunden hat. Für Philipp Harpain, den Leiter des Theaters, bedeutet Ankommen, dort zu sein, wo sein Herz sei. Damit meine er keinen bestimmten Ort, sondern ein Gefühl. Für ihn sei das Theater ein Ort des Ankommens, auch weil sich hier die unterschiedlichsten Menschen zusammenfinden und gemeinsam Projekte erschaffen könnten.

Das Interview mit Philipp könnt ihr euch hier anhören.

Das altersmäßig bunt durchmischte Publikum ist durchweg fasziniert. Mit Florian, elf Jahre alt, haben wir nach der Aufführung kurz geredet. Er meinte, dass durch das Stück Rassist*innen umgestimmt werden könnten. “Wucht, Kraft und Power” transportiere “Ankommen is WLAN”, meldet eine andere Besucherin zurück. Zudem hält sie es für eine schöne Form des politischen Theaters, das „würdig für Berlin“ sei. Jedoch gab es auch ein wenig Kritik: Sabine, 59 Jahre alt, fand die Aufteilung nicht sehr gleich verteilt. Für sie hätte es gerne mehr Kommunikation zwischen den Künstler*innen geben können.

Eine Erzieherklasse des Anne-Frank-Berufskollegs aus Münster befindet sich zur Zeit auf Projektfahrt in Berlin und hat sich das Theaterspektakel ebenfalls angeschaut. Für viele war es „unglaublich toll und überwältigend“. Fabienne, 24, war nach dem Stück „immer noch total elektrisiert“ und findet zudem, dass es eine ganz besondere Message hätte. Don-Brown, 36 Jahre alt, fand es schade, dass er sitzen musste, denn am liebsten wäre er aufgestanden und hätte mitgemacht. 

Die Lehrerin Bernadette, 52 Jahre alt, hatte auch einen kritischen Aspekt anzumerken. Sie fand das Ende zu kämpferisch und hätte sich ein mehr gestalterisches Ende gewünscht, das den Slogan

„Ich bleibe, egal was ihr macht!“

repräsentiere. Dennoch empfindet sie das Stück als zukunftsweisend. „Die Power und die kulturellen Einflüsse sollen uns weiterbringen.”, so Bernadette.

Party-Stimmung bei allen nach der Show

Nach der Uraufführung hat sich die positive, kraftvolle Message und die motivierende Stimmung anscheinend auf alle Gäste und Künstler*innen übertragen. Es wird gemeinsam gegessen, getanzt und gelacht. Wir hatten zwischendurch die Gelegenheit, im Gespräch mit Moses, Theresa Henning (Text und Regie) und Matondo herauszufinden, was ihnen das Projekt persönlich bedeutet.

Besonders hervorgehoben haben Moses und Matondo die Freiheit, die ihnen Theresa bei der Entwicklung des Stücks gegeben hat. Abweichungen vom Drehbuch waren gewollt und ihre eigenen Ideen bekamen Platz. Das habe die ganze Performance stärker und natürlicher auf die Bühne gebracht, so Matondo. Er erzählt zudem, dass das Theater für ihn persönlich überraschenderweise ganz anders sei, als er sich es vorgestellt hatte. Jugendlichen empfiehlt er, es einfach mal auszuprobieren.

“Manche Leute denken, wir auf der Bühne wären übernatürliche Menschen.”, sagt Moses. Dass es aber während den Proben und dem Prozess hin zum fertigen Stück auch chaotische Situationen gab, besonders, weil das Team aus Personen aus komplett unterschiedlichen künstlerischen Bereichen besteht, gibt Moses zu. Auch Fehler zu machen sei normal, denn am Ende des Tages seien wir alle nur Menschen, und das sei es, was uns ausmache. 

Ein bewegendes Interview mit Moses, Theresa und Matondo könnt ihr euch hier anhören.

 

Text und Interviews: Leonie und Isa

17. September 2019by Digga-Redaktion
Alle Kategorien, Flüchtlinge in Berlin, Schule

Stipendium? Dafür muss man doch hochbegabt sein!

So denken ganz viele Schülerinnen und Schüler und bewerben sich deshalb gar nicht erst um ein Stipendium. Dabei könnten viele von ihnen eins bekommen und von den vielen Vorteilen profitieren, die das bietet. Aber erstmal von vorne:

Auch während der Schulzeit kann man sich bereits um ein Schüler*innenstipendium bewerben. Ja, da gibt es welche für Hochbegabte, aber außerdem zum Beispiel für sozial Benachteiligte, für Kinder mit Migrationshintergrund, für solche, die ein Jahr im Ausland verbringen wollen, und für welche, die zum Beispiel ein Musik- oder Sport-Talent haben, das sie neben der Schule ausüben. Um das passende Stipendium für sich zu finden, lohnt sich ein Blick auf Internetseiten wie zum Beispiel die des Stipendienlotsen oder MyStipendium. Jedes Jahr werden manche Stipendien von kleinen Organisationen gar nicht vergeben, weil sich einfach niemand darauf bewirbt – Das ist eure Chance!

Falls eure Schulzeit schon bald vorbei ist: Keine Sorge! Die meisten Stipendien werden an Studierende vergeben. Dabei gibt es viele kleine Stipendiengeber, aber auch die großen 13 Begabtenförderungswerke, darunter auch die bekannten parteinahen Stiftungen (www.stipendiumplus.de). Die Begabtenförderungswerke erwarten meistens gute bis sehr gute Studienleistungen, ehrenamtliches Engagement und eine aktive Auseinandersetzung mit den Zielen und Werten der jeweiligen Stiftung bzw. des jeweiligen Förderwerks. Wenn ihr also gute Noten habt und euch nebenbei noch für einen guten Zweck engagiert, sei es im Tierheim, in der Suppenküche oder in der DIGGA-Redaktion, habt ihr schon ziemlich gute Karten.

Aber was genau bringt einem so ein Stipendium überhaupt?

Zu allererst: Finanzielle Sicherheit. Während eures Studiums könnt ihr unter Umständen zwar BAföG bekommen, müsst das nach Beendigung aber auch wieder zurückzahlen. Bei einem Stipendium bekommt ihr jeden Monat einen Geldbetrag überwiesen, um euren Lebensunterhalt damit zu bestreiten, damit ihr euch auf euer Studium konzentrieren und gleichzeitig weiterhin ehrenamtlich engagieren könnt. Dieser Betrag hängt von mehreren Faktoren ab und wird für jede*n Studierende*n individuell berechnet. Neben der finanziellen Förderung hat ein Stipendium aber noch viel mehr und Wichtigeres zu bieten: Die ideelle Förderung. Diese beinhaltet z.B. Veranstaltungen zur politischen Bildung, Workshops zum Ausbau von Soft Skills, Sommerakademien und Studienreisen sowie Beratungs- und Vernetzungsangebote. Ziel der Förderung ist es, künftige Multiplikator*innen für die Werte und Ziele der Stiftung zu gewinnen und die Stipendiat*innen in ihrer persönlichen und intellektuellen Entwicklung zu unterstützen. Ihr könnt euch zum Beispiel lokal mit anderen Stipendiat*innen vernetzen, austauschen und coole Projekte an eurer Hochschule oder in eurer Stadt umsetzen. Außerdem habt ihr in vielen Begabtenförderungswerken die Möglichkeit, eigene Arbeitsgruppen (AGs) zu gründen und an Veranstaltungen teilzunehmen, die euch einen tollen Einblick in verschiedene Themen und garantiert spannende Diskussionen liefern. Das folgende Video beispielsweise ist ein Produkt der AG Flucht und Asyl der Heinrich-Böll-Stiftung. Hier machen die Stipendiat*innen auf Stipendien aufmerksam und ermutigen besonders Studierende mit Fluchthintergrund, sich zu bewerben. 

Und bewerben solltet auch ihr euch unbedingt. Der Prozess ist zwar nicht ganz easy und die Fülle der einzureichenden Unterlagen können auf den ersten Blick etwas abschreckend sein, aber damit habt ihr auch schon das Aufwändigste erledigt. Die meisten Stiftungen sortieren nach Ende der Bewerbungsfrist erst einmal alle geeigneten Kandidat*innen aus und laden sie zu einem Gespräch ein. Daraufhin folgt häufig noch ein zweites Auswahlgespräch oder sogar ein richtiges Seminar, bei dem man die Eignung gemeinsam mit anderen Bewerber*innen unter Beweis stellen kann. Wenn man dann auch noch diese letzte Hürde meistert, hat man es geschafft! Klingt anspruchsvoll, ist es auch, aber der Aufwand lohnt sich allemal. Also direkt mal im Internet schlau machen und den geeigneten Stipendiengeber für sich finden! 

20. Februar 2019by Ronja
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Zwangsheirat und Schulverbot – Flüchtlinge im Gespräch

Aminata und Alimatou sind Zwillingsschwestern und leben seit einigen Jahren in Deutschland. Im Interview haben sie ihre Geschichte erzählt.

Ich bin Alimatou Traore, ich komme aus Guinea und bin mit meiner Zwillingsschwester Aminata hier in Deutschland seit vier Jahren. Wir besuchen das Rückert-Gymnasium auch seit fast drei Jahren. Wir haben uns gut in Deutschland integriert, obwohl es nicht einfach ist, alleine, ohne Eltern, in einem Land zu bleiben. Aber Gott sei Dank, dass ich mit meiner Schwester hier bin. Wir haben schon viel geschafft und sind immer noch dabei.

Wie kommt es, dass ihr fliehen musstet?

Wir hatten Schwierigkeiten mit unserem Stiefvater. Er war kein netter Mensch und wollte sozusagen eine Zwangsheirat machen. Er hatte schon alles organisiert, wir sollten auch beschnitten werden. Deswegen war meine Mutter gar nicht damit einverstanden, hat sich auch dagegen eingesetzt, aber es hat nichts gebracht. Darum meinte sie, wir sollten unbedingt Guinea verlassen und nach Deutschland gehen. Ein weiterer Grund dafür war auch, dass unser Stiefvater komplett dagegen war, dass wir zur Schule gehen.

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9. Juni 2017by Milena
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Mein Weg nach Deutschland

Ich bin Tabassom, 17 Jahre alt und komme aus Afghanistan.

Die politische Situation dort ist sehr schwierig, vor allem für Frauen. Ich musste mit meiner Familie fliehen. Seit etwas mehr als einem Jahr lebe ich nun in Deutschland, aber bis dahin war es ein weiter Weg mit vielen Hindernissen. Aber ich bin sehr glücklich, dass ich hier bin! Hier kann ich normal zur Schule gehen, anziehen, was ich will und machen, was ich am liebsten mag: Singen!“

Wie genau Tabassom nach Deutschland gekommen ist und was die Probleme in Afghanistan sind, könnt ihr im folgenden Audiobeitrag von ihr selbst erfahren.

 

https://soundcloud.com/diggaberlin/tabassoms-geschichte

 

Das komplette Radio-Feature von und mit jugendlichen Geflüchteten bald auf Radio- Hörsturz.

Und auch mehr von Tabassom und ihrer Leidenschaft zur Musik im Video auf DIGGA.

 

17. April 2016by Tabassom
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Meine Flucht

Hallo mein Name ist Reza (17 Jahre) und ich komme aus Ghazni in Afghanistan.

Mein Vater war Mullah Imam in einer Moschee. Er hatte Probleme mit den Taliban, weil meine Familie schiitisch ist. Sie sagten zu ihm, dass sie ihn umbringen würden. Wir waren geschockt. Mein Vater hat dann gesagt, dass wir unsere Heimat verlassen müssen, weil wir hier nicht mehr sicher sind.

Er hatte Schlepperbanden bezahlt die uns nach Europa bringen sollten. Also waren wir gezwungen zur Grenze zu gehen, um unser Land zu verlassen. Es war Nacht, als wir über die Grenze gehen wollten. An der Grenze waren die anderen Leute, die auch bezahlt hatten. Doch als wir die Grenze überqueren wollten, haben die Polizisten uns entdeckt und mit ihren Gewehren in die Luft geschossen. Alle haben Angst bekommen und sind in verschiedene Richtungen gerannt. Da habe ich meine Familie verloren.

Ich bin über die Grenze gegangen und habe auf der anderen Seite die Autos der Schlepper gesehen. Jemand hat zu mir gesagt, ich soll schnell einsteigen und sie haben mich mitgenommen. In einem kleinen Dorf bin ich ausgestiegen und habe zwei Tage bei fremden Leuten in einem Haus übernachtet. Mit einem Taxi bin ich dann in eine große Stadt gefahren. Von da aus immer weiter mit Bus, Schiff, Auto, Zug und zu Fuß. Geschlafen habe ich in Kellern und manchmal bei Leuten im Haus. Die Leute haben mich versteckt, damit mich die Polizei nicht findet. Ich hatte viel Angst und Stress, auch mit Gewalt hatte ich zu tun.

Ich war drei Monate unterwegs, bis ich dann in Berlin angekommen bin. Ich wusste nicht, wohin ich gehen sollte. In einer Straße bin ich zwei Leuten begegnet, die meine Sprache gesprochen haben. Ich fragte sie, was ich machen soll und wohin ich gehen soll. Sie haben mich zur Polizei gebracht. Von der Polizei wurde ich dann zu einem Heim gefahren. Drei Monate habe ich dort gelebt, dann ist ein Betreuer gekommen und hat mich in eine Wohnung gebracht. Ich habe erst mal einen Deutschkurs besucht. Nach drei Monaten habe ich dann ein Jahr in einer Willkommen-Klasse verbracht, um danach auf eine Berufsschule zu gehen. Dort bin ich jetzt in der DaF-Klasse und möchte einen Schulabschluss machen. Von meiner Familie habe ich seit zwei Jahren nichts mehr gehört, hatte keinen Kontakt zu ihnen.

Mein Wunsch ist, meine Familie zu finden und sie wieder zu sehen, eine Frau zu heiraten, zu arbeiten und ein gutes Leben zu führen.

unser Autor Reza

unser Autor Reza

 kurze Begriffserklärungen zum Text:

Wer sind Sunniten und Schiiten?

Sunniten und Schiiten sind Anhängergruppen im Islam. Beide Gruppen behaupten, den wahren muslimische Glauben zu haben, daher kommen auch alle Konflikte zwischen beiden Gruppen. Außerdem haben beide Gruppen unterschiedliche Regeln, was das Beten angeht (z.B. beten Sunniten fünf mal am Tag, Schiiten dreimal. Ein weiterer Unterschied ist, dass Sunniten vier Imame („Religiöse politische Oberhäupter der islamischen Gemeinschaft“) und Schiiten zwölf Imame haben.

Die Unterscheide gehen zurück auf einen Streit um die Führung der Religion nach dem Tod des Propheten Mohammad.

Was ist ein Mullah?

Mullah ist ein Ehrentitel für schiitische Religionsgelehrte. Da ein Mullah kein Diplom eines Gelehrten besitzt, ist er abhängig von der Anerkennung anderer Gelehrter. Der Zusatz “Imam” bedeutet in dieser Verbindung „Vorbeter“.

Wer sind die Taliban?

Die Taliban sind eine islamistische Miliz, die lange Zeit große Teile Afghanistans beherrschten. Sie wollen regieren und für Allah kämpfen. Außerdem behaupten sie, wenn sie sieben Leute töten, kämen sie direkt ins Paradies.

 

12. April 2016by Reza
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DIGGA NEWCOMER

In den Herbstferien vergangenen Jahres haben wir von DIGGA einen Workshop zusammen mit jugendlichen Geflüchteten veranstaltet.

Ich, Luai aus Syrien war auch dabei. Das ist das Ergebnis unseres Workshops:

Der Workshop war ganz gut und hat eine Woche gedauert.

Wir haben uns mit den Themen Sport und Straßenmusik beschäftigt und dann in Teams aufgeteilt.

Wir haben Leute auf den Straßen gefragt.

Wir haben einen Straßenmusiker zu Alex eingeladen, gefilmt und interviewt. Ich war Kameramann und das hat gut geklappt.

Aber wir waren auch vor der Kamera und haben uns zum Thema Sport geäußert.

Nach den Dreharbeiten haben wir dann selber geschnitten und alles hat Spaß gemacht.

Aber ganz besonders hat mir die Arbeit hinter der Kamera gefallen und zu schneiden.

1. Februar 2016by Luai
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Was ist Pegida? Ein Interview mit Robert Koall – Text

Hier habt ihr das dreiteilige Skype-Interview mit dem Chefdramaturg Robert Koall zu Pegida noch einmal schriftlich. Was natürlich nicht dagegen spricht, sich auch das Video anzusehen 😉

Milena: Hallo Herr Koall. Wir freuen uns sehr, dass Sie sich Zeit genommen haben für ein kurzes Skype-Interview zum Thema “Pegida”. Okay, erst einmal – wie würden Sie Pegida beschreiben?

Herr Koall: Pegida ist schwierig zu beschreiben, haben sich schon viele daran versucht. Es gibt in jeder Gesellschaft gibt es eine Gruppe von Unzufriedenen – und die Leute sind über die verschiedensten Sachen unzufrieden – die einen über Reglementierung des Staates, andere über ihre persönliche Situation oder über ihre finanzielle Situation. Aber was Pegida jetzt gemacht hat – sie haben auf eine sehr tückische und geschickte Art, muss man leider auch sagen, es geschafft, diese ganzen Unzufriedenen unter einem Etikett, unter einem Schirm, zu sammeln. Das Etikett ist, gegen eine angebliche Islamisierung des Abendlandes zu sein und plötzlich finden sich all diese Unzufriedenen in dieser Pegida-Bewegung wieder. Das Lustige daran, nein, das “Lustige”, das Absurde daran ist aber, dass die Leute gar kein gemeinsames erklärtes Ziel haben, sondern ganz verschiedene erklärte Ziele. Also das Ziel, weniger Ausländer in Deutschland zu haben, aber auch das Ziel, die Gebühren für das öffentliche Fernsehen abzuschaffen. Also eine sehr seltsam auseinander fallende Gruppe von Menschen.

Laura: Was sind das für Leute, die da für Pegida auf die Straße gehen?

Herr Koall: Das ist das Interessante daran, und gleichzeitig, das, was es so schwierig macht, gegen Pegida vorzugehen. Ich lebe ja in Dresden und da gab es in den letzten Jahren immer mal wieder Probleme zum Beispiel mit Aufmärschen von Neonazis, die den Gedenktag der Bombardierung Dresdens benutzt haben, um für ihre Zwecke zu marschieren. Das war ein Problem, aber man wusste wenigstens, mit wem man es zu tun hat, nämlich mit ganz eindeutlich Neonazis. Bei Pegida ist es ein bisschen schwieriger. Denn bei Pegida treffen sich ja, wie schon gesagt, ganz, ganz unterschiedliche Leute. Da treffen sich Rentner, die unglücklich sind über die Höhe ihrer Pension zum Beispiel, da treffen sich Lehrer, die unzufrieden sind mit ihrem Beruf, da treffen sich andere Berufsgruppen, die zum Beispiel sagen, dass der Mindestlohn, der gerade eingeführt worden ist, ungerecht ist, die treffen sich alle – das ist auch vollkommen okay – aber das Neue daran ist, dass sie auf der selben Demonstration mitlaufen wie Neonazis. Da laufen ganz klar erkennbare Neonazis und Rassisten und das ist etwas Neues und etwas Fatales. Dass die Leute keine Berührungsängste mehr haben, mit solchen Verfassungsfeinden auf derselben Demonstration zu laufen.

Milena: Das heißt also im Prinzip, das Pegida sozusagen eine Mischung ist aus Neonazis und Leuten, die wegen irgendwelchen anderen Sachen unzufrieden sind.

Herr Koall: Ja, so könnte man das beschreiben.

Laura: Was sind so speziell die Ziele von Pegida?

Herr Koall: Das ist eben genau das Problem, dass die das gar nicht so genau formulieren. Beziehungsweise, mittlerweile gibt es einen Plan, der 10 Punkte umfasst, in dem sie kritische Forderungen aufstellen. Aber das Groteske daran ist: Ganz viele von diesen Forderungen sind längst Realität. Es ist also nichts, worum man kämpfen müsste. Und ansonsten hat Pegida eine Taktik – und das macht sie so ungreifbar – dass sie eben keine kritischen Forderungen haben, sondern schweigen. Also diese Märsche, die da stattfinden, diese “Spaziergänge”, wie Pegida sagt, das ist auch keine Demonstration, wie man sie sonst kennt, wo laut Parolen gerufen werden, sondern sie sind vergleichsweise ruhig.  Da stehen dann zwar teilweise Parolen auf dem Transparent, aber wie ich schon eben sagte: Das reicht von dem Satz “Keine militärischen Interventionen der NATO” bis zu “GEZ-Gebühren abschaffen”, bis zu “Asylanten raus aus Deutschland”.

Milena: Und was sind das jetzt für Forderungen,  von denen Sie gesprochen haben, die eigentlich schon erfüllt wurden?

Herr Koall: Zum Beispiel, dass kriminelle Ausländer abgeschoben werden sollen. Natürlich kriegt jemand, der sich dauerhaft kriminell verhält, Probleme mit seinem Asylrecht. Oder dass bestimmte Formen bei der Polizei durchgesetzt werden soll. Diese Forderungen haben aber auch zum Beispiel die Grünen. Die erfinden da also nicht komplette Sachen neu.

Laura: Sie arbeiten ja eigentlich im Theater. Warum interessieren Sie sich überhaupt so für Pegida?

Herr Koall: Das hat mit dem Theater wenig zu tun.

Milena: Eben. Das ist ja die Frage. Es hat wenig mit dem Theater zu tun, deshalb wieso?

Herr Koall: Naja, weil es etwas ist, was die Gesellschaft in der Stadt betrifft, in der ich lebe, ich bin Bürger in dieser Stadt. Und wenn sich Leute auf die Straße stellen und sich dafür einsetzten, dass bestimmte Menschen, die zu uns kommen, sogenannte Flüchtlinge, weil sie Not und Elend erlebt haben, dass diese Menschen nicht zu uns kommen sollen, dass man diesen Menschen ein Recht auf Asyl, ein Recht auf die Unversehrtheit ihrer Gesundheit verweigern soll – dann muss man etwas dagegen tun. Das hat mit dem eigenen Beruf nichts zu tun. Es hat damit zu tun, dass man Bürger einer Gesellschaft ist und möchte, dass diese Gesellschaft lebenswert ist. Und eine lebenswerte Gesellschaft finde ich nur eine offene Gesellschaft, die sich denen annimmt, die unsere Hilfe brauchen. Zumal es uns, in unserer Gesellschaft in Deutschland, so unwahrscheinlich gut geht, verglichen mit den meisten Menschen in der Welt.

Milena: Und tun Sie aktiv etwas gegen Pegida?

Herr Koall: Mehr dafür, als dagegen. Natürlich bin auch ich gegen Pegida mit auf die Straße gegangen. Aber im Theater machen wir jetzt eher Sachen für die Menschen, gegen die Pegida ist. Also für die Flüchtlinge, für die Leute, die Asyl beantragen, da bieten wir bestimmte Theatervorstellungen an. Und wir engagieren uns für Aktionen, bei denen diesen Menschen geholfen wird. Entweder finanziell oder durch praktische Lebenshilfe. Also ihnen zum Beispiel bei Gängen zum Amt zu helfen. Man muss daran denken, dass diese Menschen fast alle kein deutsch sprechen und fast alle nicht mit unserer Kultur vertraut sind. Und wer schon mal auf einem deutschen Amt war, weiß, dass es auch für einen Deutschen schwer genug sein kann.

Milena: Was können wir denn als Jugendliche dagegen – oder für die Flüchtlinge – tun?

Herr Koall: Also es gibt viele Telefonnummern und Webseiten, auf denen man sich informieren kann, was man konkret für die Flüchtlinge tun kann. Das kann von finanziellen Spenden über Fußball spielen mit den Kindern gehen, während die Eltern auf dem Amt sind. Das andere, noch viel Wichtigere ist, generell daran mitzuarbeiten – in der Schule, in der Familie, in der Freizeit – dass die Gesellschaft, in der wir leben, tolerant ist und tolerant bleibt. Das heißt, Vorurteilen entgegen zu treten, dazwischen zu gehen, wenn man das Gefühl hat, dass jemand sich auf eine Art und Weise verhält, die jemand anders ausgrenzt. Und einfach demonstrativ und offen zeigen, dass man dafür ist, dass eine Gesellschaft sich pluralistisch, weltoffen verhält. Und wenn das gelingt entstehen solche Bewegungen wie Pegida gar nicht erst und dann haben wir das Problem gar nicht erst.

Laura: Wieso gehen denn jetzt immer weniger Menschen für Pegida auf die Straße? Hat sich das Thema vielleicht demnächst schon erledigt?

Herr Koall: Sicher nicht, nur weil nicht mehr so viele Menschen auf die Straße gehen, heißt das nicht, dass sich in den Köpfen der Leute alles verändert hat. Aber ich glaube, was ganz gut gelaufen ist in der letzten Zeit, ist, dass sie den Vorwurf, den Pegida gemacht hat: “Mit uns redet ja keiner, uns nimmt keiner ernst, wir werden nicht gehört” nicht mehr aufrecht erhalten können. Denn so wie Pegida ernst genommen worden ist, so wie sich mit Pegida beschäftigt worden ist, wurde sich lange in Deutschland mit keiner Bürgerbewegung befasst, und sei sie noch so sehr von extremistischer Seite. Ich glaube, dass es eine gute Taktik war von vielen Initiativen, erst einmal auf diese Leute zuzugehen und zu sagen: “Wir finden das furchtbar, wie ihr gegen Asylanten redet, aber lasst uns bitte darüber reden.” Und dann vielleicht diese Leute entweder zu überzeugen oder ihnen das Gefühl zu geben, dass ihnen zugehört werden. Denn es ist immerhin eine Demokratie und das bedeutet, dass man sich mit jeder anderen Meinung auseinander setzen muss – und wenn man sie noch so wenig teilt – und wenn man das tut, kann es vielleicht gelingen, dass man solchen Leuten den Spaß daran verdirbt, einfach nur stur gegen irgendetwas auf die Straße zu gehen und einfach nur stumpf seine hasserfüllte Meinung zu äußern. Das ist, glaube ich, ganz gut gelungen. Hier in Dresden sollen es angeblich, bei einer Montagsdemonstration, einmal um die 25000 gewesen sein, im Moment  sind es deutlich unter ca. 5000 – ob die Zahlen stimmen, weiß ich nicht. Aber das hat bestimmt auch damit zu tun, dass man deutlichen Protest gezeigt hat, aber auch gezeigt hat, dass wir darüber reden können.

Milena: Gut, dann vielen, vielen Dank.

30. März 2015by Milena
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Was ist Pegida? Ein Interview mit Robert Koall – Teil 3/3

Und hier kommt Teil 3 des Interviews mit Herrn Koall!

https://www.youtube.com/watch?v=QtaA7NN6tpI&feature=youtu.be

30. März 2015by Milena
alle Videos, Europa, Flüchtlinge in Berlin

Was ist Pegida? Ein Interview mit Robert Koall. Teil 2/3

https://www.youtube.com/watch?v=ofqc6FeKlsA&feature=youtu.be

Und hier kommt Teil 2!

25. März 2015by Milena
alle Videos, Europa, Flüchtlinge in Berlin

Was ist Pegida? Ein Interview mit Robert Koall – Teil 1/3

Überall in Deutschland gehen derzeit Menschen mit der Organisation “Pegida”, oder ihren Nebenorganisationen wie Bärgida, Nürgida etc. auf die Straße. Pegida – Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes.

Wir haben uns gefragt, was diese Bewegung eigentlich ist und warum so viele Menschen ihr folgen und haben uns einen Experten gesucht, der uns diese Fragen beantworten kann.

Robert Koall ist Chefdramaturg am Staatsschauspiel Dresden und wurde dadurch bekannt, dass er den bekannten Roman “Tschick” von Wolfgang Herrndorf zum Theaterstück umgeschrieben hat. Da es ja in Dresden in den letzten Monaten aber auch zahlreiche Demonstrationen der Pegida-Bewegung gab, hat auch er sich damit auseinandergesetzt. Was Pegida für ihn ist, was für Leute da mitlaufen, was ihre Ziele sind, seine Meinung dazu und was er dagegen tut – und was auch wir dagegen tun könnten – verrät er in diesem Interview, das Laura und ich mit ihm geführt haben.

https://www.youtube.com/watch?v=7OHpV89ayJ8&feature=youtu.be

 

 

24. März 2015by Milena
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