DIGGA - Teens unterwegs
  • Startseite
  • Themen
    • aktuelle Events
    • Auslandsberichte
    • Autismus
    • Bärenstark – Berlinale Spezial
    • Berühmt
    • DIGGA Magazin
    • Flüchtlinge in Berlin
    • Filme machen
    • Gender
    • Internet
    • Rechtliches
    • Lifestyle
    • Lyrik
    • Musik
    • Mein Lieblingsort
    • Politik für dich und mich
    • Schule
    • Sucht
    • Sport
    • Tierrechte
    • Webreportagen
  • Kooperation
  • Termine
  • Info
    • Auszeichnungen
    • PROJEKT
  • Archiv
    • 2014
    • 2015
    • 2016
  • Impressum
DIGGA - Teens unterwegs
Alle Kategorien, Bärenstark - Berlinale Spezial

Tytöt tytöt tytöt – Finnischer Coming-of-Age-Film verzaubert auf der Berlinale

Ein Filmplakat zu dem Film "Girl Picture" hängt auf einem weißen Hintergrund. Auf dem Poster sind die drei Protagonistinnen des Films und über sie ist der Titel des Films gelegt. Das ganze Bild ist rosa bis blau eingefärbt.

Wer ein Ticket für eine Vorstellung eines Filmfestivals ergattert, lässt sich auf das Ungewisse ein. Auch als sich am vergangenen Montagabend der Vorhang im Saal der Urania öffnet, war den meisten Besucher*innen womöglich noch nicht klar, was auf sie zukommen würde. Die Erwartungshaltung ist riesig, die Realität hingegen sieht oftmals ganz anders aus. Anders bei Alli Haapasalos Film „Tytöt tytöt tytöt“ (Girl Picture), so viel sei gesagt.

Dennoch spielen Erwartungen, Druck und Pflichten eine zentrale Rolle im Leben von Mimmi, Rönkkö und Emma, den drei Protagonistinnen der finnischen Produktion. Sie mögen zwar grundverschieden sein, aber sie alle vereint die Suche nach sich selbst in der wohl aufregendsten Zeit ihres Lebens.

Mimmi, die manchmal mit Aggressionen zu kämpfen hat und Menschen eigentlich, mit Ausnahme ihrer besten Freundin Rönkkö, nicht leiden kann, verliebt sich in die Eiskunstläuferin Emma. Emmas Leben ist wiederum streng getaktet: zwischen Essenstagebuch und Wettkampftraining ist die Liebe zu Mimmi das Einzige, was sie ganz für sich alleine hat. Rönkkö hingegen liebt die Aufmerksamkeit von Anderen, ist auf der Suche nach sich selbst und probiert sich gerne aus.

Der Film zeichnet drei außergewöhnlich starke weibliche Figuren, die authentisch und nahbar sein dürfen, ohne zum Lustobjekt oder zum Opfer simplifiziert zu werden. Einfühlsam und mit Liebe zum Detail werden Themen wie Leistungsdruck, mentale Gesundheit, Sexualität und Freundschaft behandelt. Dennoch bewahrt sich „Tytöt Tytöt Tytöt“ einen Sinn für Komik und lässt genügend Raum zum Kichern und herzlichem Lachen zwischendurch. Die große Stärke des Filmes ist neben den Protagonistinnen die Ästhetik, die durch eine eindrucksvolle und emotionale Bildsprache inszeniert wird.

Von links nach rechts: auf einer Bühne stehen der Moderator der Veranstaltung, die Regisseurin Alli Haapasalo und die drei Hauptdarstellerinnen Eleonoora Kauhanen, Aamu Milonoff und Linnea Leino vor einem roten Kinovorhang

Regisseurin Alli Haapasalo und die drei Hauptdarstellerinnen Eleonoora Kauhanen, Aamu Milonoff und Linnea Leino beantworteten auf der Bühne Fragen aus dem Publikum.

Wer ein Ticket für eine Vorstellung eines Filmfestivals ergattert, hat ebenso manchmal das Glück, vor Ort auf die Regie und den Cast zu treffen. So auch an diesem Abend. Voller Begeisterung und begleitet von tosendem Applaus traten die Regisseurin Alli Haapasalo sowie die drei Hauptdarstellerinnen Eleonoora Kauhanen, Aamu Milonoff und Linnea Leino im Anschluss an die Vorstellung auf die Bühne des Saals, wo sie dem Publikum Rede und Antwort stehen durften. Eine Aussage Haapasalos sticht dabei besonders hervor: der Film solle einen Safe Space für junge Frauen darstellen, um sich vorbehaltslos ausprobieren zu können und herauszufinden wer man ist.

Besonders solle jungen Frauen jedoch der Druck genommen werden, die Antwort auf diese Frage sofort finden zu müssen. Denn auch der Film lässt einen zum Schluss mit offenen Fragen zurück. Und das ist in Ordnung.

Ein Beitrag von Annika aus der Bärenstark-Redaktion

25. Februar 2022by DIGGA-Redaktion
FacebookTwitterPinterestGoogle +Stumbleupon
Alle Kategorien, Auslandsberichte, Berlin, DIGGA Magazin, Gesellschaft, Kultur, unterwegs

Babel im Kopf: Meine Sätze beginnen häufig in deutsch, enden auf spanisch und in der Mitte sind sie englisch

Leah (15 Jahre) berichtet, wie es ist, mehrsprachig -und sogar auf zwei verschiedenen Kontinenten- aufzuwachsen.

Was macht es für Leah so spannend? Und warum kann es manchmal auch eine ganz schöne Herausforderung sein?

Ihr persönlicher Erfahrungsbericht:

In meiner Familie sprechen wir spanisch, deutsch und englisch. Mehrsprachig aufzuwachsen ist nicht einfach und ein wenig anstrengend. Es fällt mir zum Beispiel schwer, eine Sprache durchgehend zu sprechen, oder ich vergesse manchmal, wie etwas in einer Sprache heißt, dafür fällt es mir in einer anderen ein. Der Vorteil ist, dass es mir leicht fällt, eine neue Sprache zu lernen.

Mein Name ist Leah und ich bin 15 Jahre alt. Mein Vater kommt aus Costa Rica, einem kleinen Land in Mittelamerika, meine Mutter kommt aus Deutschland. Ich habe 10 Jahre in Guatemala gelebt. Vor drei Jahren sind wir zurück nach Deutschland gezogen und leben wieder in Berlin. In Guatemala habe ich mich eher als Deutsche identifiziert, aber wenn mich hier in Deutschland jemand fragt, wo ich herkomme, dann sage ich Guatemala. Irgendwie ist das cool, sich das Beste von beiden Welten aussuchen zu dürfen.

Guatemala und Costa Rica

Beide Länder liegen in Mittelamerika und gehören zu Lateinamerika. Zu Lateinamerika gehören grundsätzlich alle Länder, die sich südlich der USA auf dem amerikanischen Kontinent befinden. Heute wird dort offiziell spanisch oder portugiesisch gesprochen. Daneben gibt es aber in allen lateinamerikanischen Ländern auch noch indigene Bevölkerungsgruppen, die ihre eigenen Sprachen sprechen. In Guatemala zum Beispiel gibt es über zwanzig weitere Sprachen, zum Beispiel Quiché oder Cakchiquel. Als der amerikanische Kontinent im 15. Jahrhundert von den Europäern erobert wurde, wurden die allermeisten Länder Mittel -und Südamerikas von den Spaniern und den Portugiesen kolonialisiert. Lateinamerika umfasst 21 Länder und hat eine Fläche von ungefähr 20 Millionen Quadratkilometern mit rund 500 Millionen Menschen.

Ausflug nach “Tikal” – eine antike Stadt der Maya in Petén (Guatemala). Diese war im 3.-9. Jahrhundert einmal die bedeutenste Stadt in Guatemala.

Aufbruch nach Berlin : Was sind die kulturellen Unterschiede?

Obwohl ich bereits eine Weile wieder in Deutschland bzw. in Berlin lebe, gibt es immer noch Dinge, die mich überraschen, obwohl sie für die Menschen um mich herum völlig normal sind. Hier sind zum Beispiel sonntags alle Geschäfte geschlossen, in Guatemala waren die Geschäfte sieben Tage die Woche geöffnet, ähnlich wie in den USA. In Deutschland darf man legal Alkohol trinken, obwohl man noch nicht 18 ist und es gibt FKK-Strände, das kannte ich so nicht. Deutschland ist ja berühmt dafür, dass es auf den Autobahnen keine Geschwindigkeitsbegrenzung gibt. In Guatemala gibt es die auf jeden Fall, aber trotzdem fahren die meisten Leute dort, wie sie wollen. Es geht da ziemlich chaotisch auf den Straßen zu. Man steht auch gefühlt jeden Tag im Stau, weil es so viele Unfälle gibt oder Autos einfach auf der Straße liegen bleiben. Von meinem Zuhause bis zur Schule waren es weniger als zwei Kilometer, und trotzdem gab es viele Tage, an denen die Fahrt dorthin zwischen einer und zwei Stunden gedauert hat. Mit dem Fahrrad konnte man aber nicht fahren, zu Fuß gehen ging auch nicht, das wäre viel zu gefährlich gewesen. Es gibt keine Radwege und kaum Bürgersteige für Fußgänger, nur an einigen wenigen Straßen im Stadtzentrum.

“Ich liebe die lateinamerikanische und die deutsche Kultur.”

An Deutschland mag ich die  Geborgenheit und Sicherheit. Ich fühle mich hier sehr wohl und es gefällt mir, dass man hier frei ist und so sein darf, wie man möchte. Außerdem liebe ich Museen und hier in Berlin gibt es für alles ein Museum. Ich mag auch Kunst ganz generell, zum Beispiel Straßenkunst wie Graffitis. An Lateinamerika gefallen mir die Feste, die Musik und die Leichtigkeit.

Ein kurzer Stop am “Lago Atitlán” – einer der schönsten Seen für mich in Guatemala. “Atitlán” bedeutet “Ort mit viel Wasser”.

Der Berliner Fernsehturm und das Humboldt Forum sind hingegen meine lieblings Orte in Berlin.

“Einer der größten Unterschiede für mich ist das Essen.”

In Deutschland gibt es immer Brötchen zum Frühstück und Brot zum Abendbrot. In Guatemala gibt es Eier, schwarze Bohnen und Tortilla (das sind Maisfladen). Abends essen die Menschen warm. Als mein Onkel aus Costa Rica uns zum ersten Mal in Deutschland besuchen kam, dachte er, dass das Brot und der Käse, der auf dem Tisch stand, die Vorspeise war. Als der Tisch dann wieder abgeräumt wurde und nichts mehr kam, war er ziemlich überrascht und ist nachts heimlich zu MacDonalds gefahren, weil er Hunger hatte.

Ich liebe lateinamerikanische Küche über alles. Mein Lieblingsessen sind “Tamales”. Tamales ist ein traditionelles Gericht aus Mittelamerika, das aus einer Masse aus Mais zubereitet wird, die mit Fleisch, Gemüse, Saucen und anderen Zutaten gefüllt wird und dann in ein Bananenbaumblatt eingewickelt und anschließend gedämpft wird. Tamales gibt es oft an Feiertagen. Es ist immer lustig, wenn ich versuche, dies einer Person hier in Deutschland zu erklären. Die gucken dann immer so begeistert und denken, dass es bestimmt ganz komisch schmeckt. -Aber ich kann garantieren, dass es absolut köstlich ist.

Das gefällt mir besonders an Berlin:

In Berlin gibt es ja zum Glück sehr viele Menschen, die mehrere Sprachen sprechen oder deren Familien multikulturell sind. In Berlin habe ich zum Glück bisher wenig Rassismus erlebt, aber manchmal erhalte ich Kommentare von unbekannten Leuten in der S-Bahn, weil ich spanisch spreche. Dabei hört man in Berlin auf der Straße über 10.000 Menschen, die spanisch sprechen.

Die Latino-Community in Berlin ist nicht so groß. Aber wenn man genau hinschaut, wird klar, dass Lateinamerikaner*innen sehr aktiv am kulturellen und kreativen Leben der Stadt teilnehmen. Über die genaue Zahl der Latinos in Berlin gibt es keine genauen Statistiken aber es sind wahrscheinlich ungefähr 12.000 Menschen. Weltweit gibt es allerdings sehr viele Lateinamerikaner*innen, die ihre Heimat verlassen müssen oder wollen. Leider gibt es in fast allen lateinamerikanischen Ländern zum Teil große Armut und Gewalt, vor der die Menschen fliehen, -besonders in mittelamerikanischen Ländern wie Honduras oder El Salvador. Die meisten Menschen versuchen allerdings, in die USA auszuwandern, obwohl der Weg dahin sehr gefährlich ist.

Aber natürlich kommen die Menschen aus ganz verschiedenen Gründen nach Berlin, so wie ich, weil meine Mutter und ihre Familie aus Deutschland kommen.

Wo gehen Latinos, die frisch nach Deutschland gekommen sind, hin?

Ein guter Ort ist das Haus der Kulturen Lateinamerikas – la casa de las culturas latinoamericanas –  in Neukölln. Hier erhalten Menschen aus Lateinamerika Hilfe und Beratung, z.B. für Migrationsprozesse oder bei der Jobsuche. Das Haus der Kulturen Lateinamerikas ist ein Sprachrohr der Latinocommunity in Berlin, begleitet die Menschen in Integrationsprozessen und stärkt ihre gesellschaftliche Teilhabe. Sie helfen aber auch bei Problemen bzgl. Diskriminierung oder anderen Schwierigkeiten.

Was fällt euch ein, wenn ihr an Lateinamerika denkt? Es gibt viele Dinge, über die man noch sprechen könnte. Die Musik und der Fußball natürlich. Vielleicht stolpert ihr bald mal über ein kleines Stück lateinamerikanische Kultur in Berlin. Hasta la próxima. Eure Leah! 🙂

Info Block:

Im Allgemeinen bezieht sich Lateinamerika auf die amerikanischen Länder, deren Einwohner spanisch oder portugiesisch sprechen. Die 21 Länder und Inseln, die zu Lateinamerika gehören, sind: Argentinien, Bolivien,Brasilien, Chile, Kolumbien, Costa Rica, Kuba, Ecuador, El Salvador, Guatemala, Honduras, Mexiko, Nicaragua, Panama, Paraguay, Peru, Puerto Rico, Dominikanische Republik, Uruguay und Venezuela.

 

Links von mir für euch zum weiterstöbern:

Haus der Kulturen Lateinamerikas

Blickpunkt Lateinamerika: Migration in Lateinamerika, Flucht vor Armut und Gewalt

Rezept Tamales

 

Text/Bilder: Leah

 

4. Februar 2022by Digga-Redaktion
FacebookTwitterPinterestGoogle +Stumbleupon
Alle Kategorien, DIGGA Magazin, Gesellschaft

Skoliose – Der Weg zu einem geraden Rücken

“Einen krummen Rücken zu haben ist gar nicht schlimm.”

– ein Satz, den ich in einem Brief an meine Physiotherapeutin geschrieben habe.

Das war kurz bevor mir aufgrund meines krummen Rückens in einer fünfstündigen Operation 21 Schrauben und zwei Titanstäbe in die Wirbelsäule implantiert wurden, um diese wieder gerade zu machen.

Mit 11 Jahren wurde bei mir Skoliose diagnostiziert, nachdem meinen Eltern auf einem Foto der Schiefstand meiner Schultern aufgefallen war. Mit einem Röntgenbild meiner Wirbelsäule wurden wir in eine Spezialklinik geschickt, in der der Winkel der Krümmung festgestellt werden konnte. 49° und 36° war da die Aussage. Das war erst einmal ein Schock, zumal ich vorher noch nie etwas von Skoliose gehört hatte. Als ich mich dann informierte, machte alles schonmal etwas mehr Sinn:

Der Begriff Skoliose kommt von dem griechischen Wort skolios, was krumm bedeutet. Skoliose ist eine Wirbelsäulendeformität, das heißt, dass die Wirbelsäulenstruktur sich so verändert, dass ihre Ausrichtung von der Norm abweicht. Während die Wirbelsäule normalerweise, von hinten gesehen, gerade ist, so ist sie bei einer Skoliose seitlich verkrümmt und meist in sich selbst verdreht. Das Ausmaß einer Skoliose wird in Cobb-Winkel gemessen. Hierzu wird mithilfe eines Computerprogramms der Winkel im Röntgenbild ermittelt, daher kommen also auch meine 49° und 36°.

Nach Definition ist eine seitliche Krümmung der Wirbelsäule dann eine Skoliose, wenn sie einen Cobb-Winkel von 10° oder mehr aufweist. In Deutschland sind rund 900.000 Menschen von einer Form der Skoliose betroffen, wobei die Deformität bei Mädchen mindestens dreimal häufiger diagnostiziert wird als bei Jungen.

Eine Skoliose zu erkennen ist gar nicht so einfach.

Der Grund dafür ist, dass sie sich, vor allem wenn es sich um eine sogenannte idiopathische Adoleszentenskoliose (ab dem 11. Lebensjahr) handelt, in kürzester Zeit entwickeln. Es braucht sich also niemand einen Vorwurf zu machen, wenn einem die Skoliose des Kindes nicht sofort auffällt. Trotzdem gibt es einige Methoden, um bei einem Verdacht die Krankheit selbst feststellen zu können. Die einfachste Art ist der Vorbeugetest, bei dem sich ein möglicher Rippenbuckel, also eine einseitige Auswölbung der Rippen, verstärkt. Eine andere Möglichkeit ist auf einen Schulter- oder Beckenschiefstand zu achten, da das Körperbild eines Skoliose-Patienten häufig asymmetrisch ist. Bei eigenem Verdacht auf Skoliose ist der erste Ansprechpartner immer ein Orthopäde. Dieser kann dann mithilfe eines Röntgenbildes das Ausmaß der Krümmung bestimmen und wenn nötig, auf eine Spezialklinik verweisen.

Da die meisten Skoliosen idiopathisch sind, ihre Ursache also unbekannt ist, stellen die Symptome selbst die Krankheit dar. Mögliche Ursprünge könnten ein unterschiedlich schnelles Wachstum der Wirbelkörper gegenüber den Wirbelkörpern und Facettengelenke, oder ein verfrühter pubertärer Wachstumsschub sein. Dies wäre vor allem für die Skoliosen im jugendlichen Alter eine Erklärung. Treten Skoliosen im Erwachsenenalter auf, sind diese meist abnutzungsbedingt und erworben, nicht angeboren.

Zunächst einmal scheint die Skoliose an sich keinen Behandlungsgrund darzustellen.

Tatsächlich kann man auch bis zu einem gewissen Grad gut ohne Behandlung leben. Im Kindes- und Jugendalter ist der Anlass für eine Behandlung hauptsächlich das Verhindern einer Verschlechterung sowohl der Krümmung an sich als auch der Beschwerden. Denn bei etwas stärkeren Ausprägungen spielen häufig Schmerzen eine Rolle und auch mit Hinblick auf die Zukunft kann durch die Skoliose eine Einschränkung der Mobilität oder der Lungenfunktion entstehen.

Die tatsächliche Behandlung ist abhängig von Alter, Ursache und Ausmaß der Krümmung.

Skoliose-Korsett

 

Die meisten Skoliose-Patient*innen haben eine Skoliose zwischen 10° und 20°, sodass eine Behandlung nicht zwingend notwendig ist. Eine Vorstellung bei einer Physiotherapie und das Treiben von Sport zur Stärkung der Muskulatur können jedoch durchaus von Nutzen sein. Eine spezielle Art der Therapie ist Schroth, benannt nach der Entwicklerin Katharina Schroth.

 

„Schroth ist eine Form von Atemtherapie und Haltungsschulung, bei der man versucht, durch Atemlenkung und -richtung, die Wirbelsäule aufzurichten, und dies in verschiedenen Positionen“                                                                                        

 -erklärt meine Physiotherapeutin mir in einem Interview.

Bei einem Cobb-Winkel ab 20° wird die Korsett-Therapie empfohlen, da alleinige Physiotherapie nicht länger ausreichend ist. Das Korsett wird für jeden Patienten mithilfe von 3D-Scans oder Gipsabdruck individuell angepasst und besteht aus leichtem Kunststoff. Die empfohlene Tragezeit liegt zwischen 20 und 23 Stunden, was dafür sorgt, dass die Wirbelsäule aufgerichtet wird und zwingt den Patienten oder die Patientin in eine möglichst korrekte Haltung. Zusätzliche Physiotherapie unterstützt dabei, dass diese Haltung auch nach Abtrainieren des Korsetts mit Abschluss des Wachstums beigehalten wird.

Sollte weder Korsett noch Therapie etwas bewirken oder die Skoliose schon bei der Diagnose bei über 50° liegen, muss über eine operative Versorgung nachgedacht werden, wie das bei mir der Fall war. Hier gibt es verschiedene OP-Verfahren. Das am häufigsten und längsten genutzte ist die Versteifung der betroffenen Wirbelkörper mithilfe von Schrauben und Stäben aus Titan, die an der Wirbelsäule angesetzt werden mit dem Ziel, möglichst wenig Strecke zu versteifen und eine möglichst große Korrektur zu erhalten. Dabei können Korrekturergebnisse von 50% bis zu 80% erreicht werden. Inzwischen gibt es zahlreiche neue Verfahren, die zum Beispiel darauf angesetzt sind, die Mobilität der Wirbelsäule komplett beizubehalten oder mitzuwachsen, allerdings derzeit noch ohne Langzeitstudien. Ich bin mir aber sicher, dass zukünftig immer mehr Alternativen entstehen, die genauso gute oder bessere Ergebnisse erzielen wie die Versteifung. Doch ich spreche aus eigener Erfahrung, wenn ich sage, dass man auch mit Titanstäben in der Wirbelsäule ohne Einschränkungen leben und (fast) alles tun kann, was Menschen ohne Versteifung in der Lage sind zu tun.

Nach rund zwei Jahren mit Korsett, zweimal wöchentlicher Physiotherapie nach Schroth und einem vierwöchigen Reha-Aufenthalt war es bei mir dann doch so weit, dass eine Operation unumgänglich war. Auch wenn mir diese Option bei meiner Diagnose wie ein Alptraum erschien, war ich im September 2020 bereit, in dieses neue Kapitel meines Lebens zu starten und bin trotz allen Hürden dankbar für die Erfahrungen, die ich gemacht, und die vielen neuen Freunde, die ich in dieser Zeit gefunden habe. Denn wie schon gesagt, einen krummen Rücken zu haben ist gar nicht so schlimm.

 

Text/Bilder: Lina

2. Februar 2022by Digga-Redaktion
FacebookTwitterPinterestGoogle +Stumbleupon

Digga – Die elektronische Schülerzeitung

Wir sind eine freie und offene Schülerredaktion im Alter von 8 bis 18 Jahren. Wir berichten über Themen, die uns interessieren und versuchen die vielen Fragen, die wir uns über die Welt stellen, auf unsere Art zu beantworten.

Folge Uns

Zwischen Löwenkindern und Essstäbchen – YouTuber und wir

Oh, du bist du hetero?! – Webreportage

Was ist was? – Auf der Media Convention 2017

“I started with Brixton to provide you with daily fresh new ideas about trends. It is a very clean and elegant Wordpress Theme suitable for every blogger. Perfect for sharing your lifestyle.”